Etwa jeder achte Erwachsene in Deutschland hat Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben. Das geht aus der LEO Studie der Universität Hamburg hervor. Weltweit zählt die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) 750 Millionen Menschen mit diesem Problem. Darauf macht die UNESCO am 8. September mit dem Weltalphabetisierungstag aufmerksam.
Analphabetismus betrifft Menschen, die gar nicht oder nur schlecht lesen und schreiben können. In Deutschland haben 77 Prozent der Menschen mit Lese-Schreib-Schwierigkeiten einen Schulabschluss. Sie können Wörter und einfache Sätze lesen und schreiben, Texte zu verstehen fällt vielen aber schwer. Dieses Problem bezeichnet die Fachwelt als funktionalen Analphabetismus. Die Ursachen sind vielfältig. Sie liegen nach Angaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung oft im Elternhaus oder in der Schule.
Probleme beim Lesen erschweren den Alltag
Ob E-Mails und Whatsapp-Nachrichten, Bedienungsanleitungen oder Straßenschilder und Bahnhofsanzeigen: Ohne Lesen und Schreiben wird der Alltag zur Herausforderung. Menschen mit Lese-Schreib-Schwierigkeiten entwickeln oft Methoden, um nicht aufzufallen. Der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. berichtet, dass sie beispielsweise unter dem Vorwand einer vergessenen Brille das Lesen vermeiden oder Formulare mit nach Hause nehmen, um sie dort mit Unterstützung Dritter auszufüllen. Kritisch wird es, wenn Betroffene Verträge unterschreiben, ohne sie richtig verstanden zu haben. So können Lese-Schwierigkeiten Probleme im Alltag nach sich ziehen. Hier setzt das Bildungsprojekt KonsumAlpha an.
Lernen mit Alltagsthemen
Mit KonsumAlpha unterstützt die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein gemeinsam mit der Europa-Universität Flensburg und dem Landesverband der Volkshochschulen Erwachsene beim Lesen und Schreiben lernen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt. Das Bildungsprojekt richtet sich nach den Bedürfnissen der Teilnehmer. Es vereint Grundbildungskurse zum Lesen und Schreiben lernen mit alltäglichen Themen wie Versicherungen, Verträge, Geld und Smartphones. Das Projekt KonsumAlpha entwickelt Lehrmaterialien zu diesen Verbraucherthemen und testet sie mit Leiterinnen und Leitern sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Alphabetisierungskursen. Dazu gehören zum Beispiel Lernspiele wie Memory und digitale Schnitzeljagden. Verschiedene Einrichtungen der Erwachsenenbildung wollen diese Materialien künftig in ihren Lese- und Schreibkursen einsetzen. Die Verknüpfung der Grundbildung mit Alltagsthemen und der spielerische Ansatz sollen die Motivation zum Lernen steigern und die Teilnehmer zugleich für den Verbraucheralltag stärken.