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Wärmepumpen: Heizen im Winter, kühlen im Sommer?

Pressemitteilung vom
Carina Vogel, Expertin der Energieberatung der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH) gibt einen Überblick über die verschiedenen Funktionsweisen beim Kühlen und Heizen mit einer Wärmepumpe.
Eine an einer Hauswand angebrachte Wärmepumpe, die von der Sonne angestrahlt wird.
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Wärmepumpen sind als zukunftsfähige Heizung auf dem Vormarsch. Oft können sie nicht nur CO2-arm heizen, sondern bei sommerlichen Temperaturen auch zur Kühlung der Wohnräume eingesetzt werden. Einen Überblick über die verschiedenen Funktionsweisen beim Kühlen und Heizen mit einer Wärmepumpe gibt Carina Vogel, Expertin der Energieberatung der VZSH.

„Für die Energiebilanz und die Kosten einer Wärmepumpe ist der Heizbetrieb in aller Regel entscheidender als die Kühlung. Insofern sollten keine Abstriche bei einer möglichst hohen Jahresarbeitszahl gemacht werden“, hält Carina Vogel fest. Die Jahresarbeitszahl (JAZ) ist eine Verhältniszahl zwischen erzeugter Heizwärme und benötigtem Stromeinsatz.

Unterschiedliche Wärmepumpen, unterschiedliche Möglichkeiten der Kühlung

Die Luft-Luft-Wärmepumpe ist konzeptionell ein Klimagerät, also dafür gemacht, die Luft im Wohnraum zu kühlen und die Wärme an die Außenluft abzugeben. Schaltet man diesen Prozess um, so wird der Außenluft Wärme entzogen und die Raumluft damit erwärmt. Ursprünglich ist es also ein „Klimagerät mit Heizfunktion“. Unter bestimmten Umständen kann man mit diesen Systemen im Sommer auch kühlen. „Das spielte bislang keine größere Rolle. Aber es ist absehbar, dass mit steigenden sommerlichen Temperaturen der Bedarf an Kühlung zunehmen wird“, so Vogel. Gegenüber einem Klimagerät an der Steckdose kann das Kühlen mit einer bereits vorhandenen Wärmepumpenheizung dann zusätzliche Investitionen, Platz und Betriebskosten in erheblichem Maße einsparen. Aber: Wasserbasierte Wärmepumpen-Systeme, die eine Kühlfunktion erbringen sollen, müssen seitens der Hersteller und Installateure dafür vorbereitet sein. Außerdem dürfen sie nur von Fachpersonen installiert werden, da sie Kältemittel enthalten.

Nachteile einer Luft-Luft-Wärmepumpe

  • Aufgrund der Arbeitsweise dieses Systems wird ein Luft-Volumenstrom erzeugt, dessen so entstehender Luftzug als unbehaglich empfunden werden kann.
  • Auch die Bauart verursacht sowohl Geräuschquellen im Wohnraum (pro Inneneinheit) wie auch an der Gebäudeaußenwand.
  • Da Luft eine vierfach schlechtere Wärmekapazität gegenüber Wasser hat, muss eine große Menge Luft transportiert werden. Das Aufwirbeln von Staubpartikeln sollte bei der Entscheidungsfindung mitberücksichtigt werden.
  • Mit einer Luft-Luft-Wärmepumpe ist keine Warmwasseraufbereitung möglich. Diese muss separat etwa über Strom erfolgen. „Wichtig ist, dass die örtliche elektrische Anschlussleistung ausreicht, um Luft-Luft-Wärmepumpen und elektrische Warmwasserbereitung zu versorgen. Das gilt insbesondere für größere Objekte“, erläutert Carina Vogel.
  • Der höhere Stromverbrauch für die Kühlfunktion im Sommer ist ein wesentlicher Aspekt, der in Kaufüberlegungen einfließen sollte. Auch sind eine regelmäßige Wartung und Filterwechsel notwendig.

 

Vorteile einer Luft-Luft-Wärmepumpe

  • „Dass Luft-Luft-Wärmepumpen deutlich preisgünstiger als Luft-Wasser-Wärmepumpen sind und zusätzlich als Klimaanlage fungieren, kann ein Kaufargument sein“, schildert Vogel. Die vorhandene Filtertechnik reinigt die Luft von Staub, Pollen, Viren und Bakterien, und sollte aus diesem Grund regelmäßig gewartet und getauscht werden.
  • Luft-Luft-Wärmepumpen können in Kombination mit einer Lüftungsanlage betrieben werden und sorgen für eine gute Raumluftqualität. Heizkörper, Fußbodenheizungen und Rohrleitungen werden dann nicht benötigt.
  • „Inwieweit eine Luft-Luft-Wärmepumpe eine sinnvolle Entscheidung ist, ist von vielen Faktoren wie beispielsweise Qualität der Gebäudehülle, Ort der Installation oder Kostenfaktoren abhängig, und sollte vorab durch eine anbieterunabhängige Beratung austariert werden“, hält Carina Vogel fest.

 

Und herkömmliche Wärmepumpen?

Wärmepumpen-Anlagen, die Wärme an einen Wasser-Heizkreis abgeben, wurden hingegen als Heizungen entworfen. Sie unterscheiden sich einerseits durch die angezapfte Wärmequelle: Grundwasser, Erdreich oder Außenluft, andererseits durch die Art der Wärmeverteilung im Haus: Heizkörper oder Flächenheizungen oder Kombinationen aus beiden Typen. Flächenheizungen sind meist Fußbodenheizungen, manchmal aber auch Decken- oder Wand-Heizungen.

Für den Kühlbetrieb weniger geeignet sind Systeme mit Heizkörpern, die aufgrund der geringen Flächen kaum Kühlleistung bereitstellen können und deren Thermostate auch nicht für den Kühlbetrieb ausgelegt sind. Eine Sonderrolle spielen hier Systeme, die mit Ventilatoren Luft zwischen den Heizplatten hindurch fördern, da sie die kühle Luft um Raum verteilen können.

Unterschiedliche Wärmepumpen, unterschiedliche Betriebskosten

Mit Blick auf die Betriebskosten haben Grundwasser- und Erdreich-Wärmepumpen die Nase deutlich vorn. Sie eignen sich für eine passive Kühlung, indem sie die niedrigen Temperaturen ihrer Wärmequellen direkt für die Heizflächen bereitstellen. Der Clou: Der Verdichter der Wärmepumpe muss dabei nicht laufen, sondern lediglich die Umwälzpumpen. Das spart viel Strom. Die Raumluft kühlt dennoch an den großen Flächen des kühleren Fußbodens oder der abgekühlten Wände oder Zimmerdecken ab.

Bei den inzwischen mit Abstand am häufigsten eingesetzten Systemen, den Außenluft-Wasser-Wärmepumpen, kann lediglich aktiv gekühlt werden, also bei laufendem Verdichter. Und das nur dann, wenn der Kühlkreislauf des Geräts umkehrbar ist: Damit ist die Kälteleistung gegenüber der passiven Kühlung höher und besser regelbar, aber der Stromverbrauch steigt deutlich an.

Beim Kühlen mit Heizungswärmepumpen mit Wasserverteilung ist in jedem Falle eine Taupunktüberwachung durch die Wärmepumpenregelung notwendig. Denn alle Anlagen mit Kühlfunktion bergen ein Risiko der Kondensation, wenn sich Luftfeuchte an den kühlen Flächen niederschlägt. Besonders problematisch sind Systeme mit aktiver Kühlung. Bildet sich hier über längere Zeit Tauwasser, kann dies zu Schimmelproblemen und Bauschäden führen. Taupunktwächter gewährleisten, dass die Vorlauftemperatur des Heizsystems im Kühlbetrieb so hoch ist, dass der zulässige Taupunkt nicht unterschritten wird und die Feuchtigkeit der Raumluft auf dem Fußboden nicht kondensiert.

 

Bei Fragen zum Heizungstausch und Heiztechniken hilft die Energieberatung der Verbraucherzentrale mit ihrem umfangreichen Angebot weiter. Die Beratung findet online, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch statt. Unsere Fachleute informieren anbieterunabhängig und individuell. Für einkommensschwache Haushalte mit entsprechendem Nachweis sind die Beratungsangebote kostenfrei. Mehr Informationen gibt es auf www.verbraucherzentrale.sh/energieberatung oder 0800 – 809 802 400 (bundesweit kostenfrei) und 0431 – 590 99 40. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Über die Energieberatung der Verbraucherzentrale 

Die Energieberatung der Verbraucherzentrale bietet das größte unabhängige Beratungsangebot zum Thema Energie in Deutschland. Seit 1978 begleitet sie private Verbraucher mit derzeit über 1.000 Energieberatern und an mehr als 900 Standorten in eine energiebewusste Zukunft.  Im letzten Jahr wurden knapp 270.000 Privathaushalte zu allen Energiethemen unabhängig und neutral beraten, beispielsweise zu Energiesparen, Wärmedämmung, moderner Heiztechnik und erneuerbaren Energien. Die durch die Beratungen eines Jahres bewirkten Energieeffizienzmaßnahmen führen zu einer Einsparung an Energie, die dem Jahresenergieverbrauch aller Privathaushalte von Frankfurt am Main entspricht. 

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