Das Land Schleswig-Holstein hat einen Gesetzentwurf für eine nachhaltige Finanzanlagenstrategie auf den Weg gebracht. Damit will sich das Land selbst verpflichten, Geldanlagen ab einer Million Euro entsprechend der von den Vereinten Nationen festgelegten Kriterien für nachhaltige Entwicklung (SGD) auszuwählen. Nachhaltigkeit entwickelt sich zu einem entscheidenden Faktor bei der Risikoabschätzung von Geldanlagen. Damit bietet das Land Orientierung für private Anleger.
Mit dem Gesetzentwurf zur Finanzanlagestrategie Nachhaltigkeit (FINISH) legt das Land Nachhaltigkeitskriterien für die eigenen Finanzanlagen fest. Nachhaltigkeit soll demnach neben Sicherheit, Rendite und Liquidität ein weiterer verbindlicher Grundsatz bei der Auswahl von Finanzanlagen sein. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein unterstützt diesen Vorstoß: „Nachhaltigkeit bedeutet ‚enkelgerecht‘. Nachhaltige Anlagen sind also Investitionen, von denen auch die kommenden Generationen profitieren oder zumindest keinen Schaden haben“, erläutert Michael Herte, Referent für Finanzdienstleistungen.
Vertrauensvorschuss für nachhaltige Unternehmen
Wertpapiere nachhaltig wirtschaftender Unternehmen genießen an den Kapitalmärkten eine besondere Wertschätzung. Professionelle Großanleger wie Banken und global agierende Vermögensverwaltungen setzen bei ihren Geldanlagen zunehmend auf Nachhaltigkeit als wichtigen Faktor für die Risikoabwägung. „Sie gehen davon aus, dass nachhaltiges Wirtschaften stetige Erträge bringt, überdurchschnittliche Wachstumsraten ermöglicht und existentielle Verlustrisiken abwendet“, so Herte.
Das ist privaten Anlegern wichtig
Beim Thema Geldanlage suchen zur Zeit viele Verbraucher Orientierung. Das zeigt sich im Beratungsalltag der Verbraucherzentrale. Da es für traditionelle Sparmodelle keine Zinsen gibt, suchen viele Menschen nach Möglichkeiten, ihre Ersparnisse sicher am Kapitalmarkt anzulegen. Das Ziel ist häufig, mindestens die Verluste durch die Inflation auszugleichen.
Risikostreuung ist wichtig für die Sicherheit
Die definierten Nachhaltigkeitskriterien des Landes müssen genug Spielraum lassen, um die Finanzanlagen sinnvoll verteilen und auf aktuelle Entwicklungen an den Kapitalmärkten reagieren zu können. Entscheidend für die Sicherheit der Anlage ist nämlich die Zusammensetzung der einzelnen Wertpapiere. „Private Anleger werden es kaum schaffen, eine professionell gesteuerte Anlagestrategie vollständig nachzubilden“, so Michael Herte. Viele Verbraucher setzen auf ein Pantoffelportfolio, das sie einmal anlegen und dann lange Zeit nicht anfassen. Auf diese Weise kann man aktuelle Änderungen leicht verpassen. Aus Sicht der Verbraucherzentrale ist deshalb wichtig, dass das Land über aktuelle Anpassungen allgemein zugänglich berichtet. Zudem muss deutlich werden, dass es sich um langfristige Anlagen mit mehr als fünf Jahren Laufzeit handelt.
Nachhaltige Geldanlagen müssen nicht teurer sein
Bedenken hat die Verbraucherzentrale im Hinblick auf die Vermarktung von Geldanlageprodukten im Zuge der neuen Landesstrategie. „Wenn Wertpapiere erst einmal als nachhaltig gelten, werden Anbieter dies für ihre Vermarktung nutzen. Vertriebs- und Verwaltungskosten für solche Anlagen werden dann möglicherweise steigen. Das Land Schleswig-Holstein sollte deshalb gezielt kostenoptimiert anlegen und so zeigen, dass nachhaltige Geldanlagen nicht teurer sein müssen als konventionelle.