1,5 Liter Wasser sind die empfohlene Trinkmenge für Erwachsene am Tag. Diese Menge zu erreichen, fällt vielen allerdings schwer. Ein neues System will hier Abhilfe schaffen und für ein Geschmackserlebnis allein über die Nase sorgen. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH) erklärt, was der „Trick“ hinter dem System ist, ob es wirklich unbedenklich ist und welche anderen Alternativen es gibt, um „langweiliges Wasser“ aufzupeppen.
Geschmack über die Nase – wie geht das?
Die neue Technik scheint simpel: Wasser aus einer Flasche trinken, während ein Dufteinsatz im Deckel Aroma abgibt. Dadurch „schmeckt“ das Wasser nach dem, was eigentlich „gerochen“ wird. Denn die Geschmackswahrnehmung wird neben den Geschmacksrezeptoren auf der Zunge maßgeblich von dem beeinflusst, was über die Nase an Aromen wahrgenommen wird. Dieses „retronasale Riechen“ ist mit dem Essprozess verbunden. Das Gerochene wird (fälschlicherweise) als Geschmack wahrgenommen. Die Dufteinsätze in den dazugehörigen Flaschen geben dem Wasser auf diese Weise einen sanften „Geschmack“.
Kein Zucker, also gesund – oder?
Der Duft in den Einsätzen soll laut Herstellerangaben ausschließlich aus natürlichen Inhaltstoffen wie Früchten, Gewürzen und Kräutern stammen, auf künstliche Aromen und regulierte Allergene wird verzichtet. Diese Aromen oder Düfte werden auf ein Trägermaterial aufgetragen und zum Trinken am Flaschenhals angebracht. Stiftung Warentest hat das System getestet. Danach handelte es sich bei den Düften um „Fantasie-Aromen“, also Mischungen aus einzelnen Aromastoffen, die in ihrem Zusammenspiel dem Geschmack der jeweils ausgelobten Sorte ähneln.
In einer von drei getesteten Sorten der Dufteinsätze wurde Piperonal nachgewiesen. Diese Substanz kann botanischen Ursprungs sein oder auch industriell erzeugt werden. Außerdem wurden Trägerstoffe und Lösungsvermittler in den Dufteinsätzen nachgewiesen. Diese werden zwar als unkritisch angesehen, es ist daraus jedoch ersichtlich, dass Zusatzmittel eingesetzt werden. Die Flaschen selbst, die aus Materialien wie Tritan oder Edelstahl bestehen, wiesen keine Auffälligkeiten oder kritischen Stoffe wie BPA oder Benzol auf.
Das sollten Verbraucher mit „Duft-Wasser“-Wunsch bedenken
Kosten: Reines Trinkwasser aus der Leitung schlägt mit gerade einmal 0,2 Cent zu Buche. Um das „Duft-Wasser“ herzustellen, bedarf es jedoch noch etwas Zubehör. Zur Basis-Anschaffung gehört die Trinkflasche, denn die technische Ausführung ist für den Einsatz der aromahaltigen Dufteinsätze ausgelegt. Die Plastikflaschen aus Tritan kosten 35 bis 40 Euro. Die Edelstahlausführung ist mit 45 bis 55 Euro etwas teurer. Die Dufteinsätze sind Verbrauchsteile und müssen regelmäßig erneuert werden. Ein Dreierpack kostet circa neun Euro und reicht laut Hersteller für mindestens fünf Liter Wasser. Pro Liter müssen Verbraucher also bis zu 60 Cent hinlegen. „Grundsätzlich ist es gut, dass Verbraucher mit diesem System den Anreiz haben, über das Aromatisieren mehr Wasser zu sich zu nehmen“, so Dr. Stefanie Staats, Ernährungsexpertin der VZSH. „Dennoch entstehen vergleichsweise hohe Kosten“, gibt Staats weiter zu bedenken. Zum Vergleich: Gesüßte Getränke, insbesondere solche von größeren Handelsmarken, sind im Vergleich noch teurer und können zudem viel Zucker enthalten.
Nachhaltigkeit: „Wem Umweltschutz wichtig ist, der sollte bedenken, dass durch dieses System bei regelmäßiger Nutzung auch immer wieder Kunststoffabfall entsteht“, so Staats. Aber auch andere Alternativen zur Herstellung von geschmackvollem Wasser kommen nicht immer ganz ohne Verpackung aus.
Alternativen zur Herstellung von geschmackvollem Wasser
Statt Duft bietet der Markt auch aromatisierte Wasserzusätze. Diese werden im Wasser aufgelöst und sind in Form von „Brausewürfeln“ oder Sirupen erhältlich. Dadurch wird zu Hause ein Erfrischungsgetränk hergestellt, welches Pflanzenextrakte, Aromen, Süßungsmittel und Vitamine enthält. Die Sirupe in den kleinen Packungen für unterwegs schneiden preislich mit unter einem Euro pro Liter vergleichsweise günstig ab. Die Kosten für die „Brausewürfel“ fallen im Vergleich höher aus: Für eine Packung mit zwölf Portionen, jede ausreichend für 400 bis 600 Milliliter Wasser, müssen je nach Sorte zwischen acht und neun Euro aufgebracht werden. Das ergibt einen durchschnittlichen Preis von 1,40 Euro je Liter fertiges Getränk.
Tipp: „Wer Geld und Müll sparen, dabei aber trotzdem Wasser mit Geschmack genießen möchte, kann sich Infused Water selbst zubereiten“, regt Staats an. „Dazu einfach gewaschenes Obst, Gemüse oder Kräuter in Scheiben schneiden und mit Leitungs- oder Sprudelwasser aufgießen, kurz ziehen lassen – und genießen.“ Beispielsweise peppen Orange, Zitrone, Apfel, Gurke, Ingwer oder Pfefferminze Trinkwasser auf diese simple Weise auf. Auch Trinkgefäße, die den eigenen Vorlieben entsprechen, wie eine ansprechende Trinkflasche oder ein größeres Glas, können das Trinkverhalten positiv beeinflussen und eignen sich als alternatives Geschenk unter dem Weihnachtsbaum.
Ob Verbraucher den Trend zu Zero-Getränken oder anderen Alternativen nachgehen möchten, ist eine individuelle Entscheidung. Getränke mit Zucker sollten in Maßen und bewusst konsumiert werden. Trinkwasser, ob aromatisiert, als Tee zubereitet oder pur, ist eine der bestgeeigneten Möglichkeiten, den täglichen Flüssigkeitsbedarf vergleichsweise günstig zu decken und Durst zu bekämpfen.