Milch, Käse, Butter und Joghurt sind für viele vom Frühstückstisch nicht wegzudenken. Trotz Diskussionen über Tierwohl und Klimaschutz sind diese Produkte preisgünstig. Der durchschnittliche Milchpreis lag im September 2021 bei etwa 0,36 Euro pro Liter konventionelle Milch und ca. 0,49 Euro für Biomilch. Zu diesen Preisen können landwirtschaftliche Betriebe nicht kostendeckend und schon gar nicht nachhaltig wirtschaften. In den letzten Jahren haben sich deshalb vermehrt Erzeugergemeinschaften und Verbraucherinitiativen gebildet, die für eine bessere Milcherzeugung und mehr Wertschätzung einstehen. Ein Jahr später sehen die Milchpreise aus Erzeugersicht schon bedeutend besser aus: Im August 2022 zahlten die Molkereien im Schnitt etwa 0,57 Euro pro Liter konventionelle Milch und ca. 0,59 Euro für Biomilch.
Am Milchregal entscheidet nicht nur der Preis
Die Initiative „Du bist hier der Chef“ hat im 2020 die Verbrauchermilch auf den Markt gebracht. Fast 10.000 Verbraucher haben darüber abgestimmt, wie die perfekte Milch aussehen soll. Neben einer fairen Vergütung von 0,58 Euro pro Liter für die Betriebe wünschen sich die Befragten eine Bio-Weidemilch mit artgerechter Tierhaltung und regionalem Futter. Dafür sind sie bereit, 1,45 Euro zu bezahlen. Auch die Bauerngemeinschaft Hamfelder Hof bewegt sich bisher auf etwa diesem Preisniveau, will ihren Preis jedoch jetzt weiter anheben. Mit 20 Cent mehr pro Liter möchten sie nach eigenen Angaben in ihren Betrieben vor allem die kuhgebundene Kälberaufzucht möglich machen. Dabei bleiben die Kälber für mindestens 90 Tage bei ihrer Mutter oder einer Amme, statt wie üblich nach der Geburt von ihnen getrennt zu werden. „Tierwohl gibt es nicht zum Nulltarif. Milch von
Kühen aus artgerechterer Tierhaltung muss deshalb teurer sein“, sagt Saskia Vetter, Ökotrophologin bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. „Wichtig dabei ist aber, dass Verbraucher klar nachvollziehen können, was sie für den höheren Preis bekommen und welche Verbesserungen dadurch für die Tiere umgesetzt werden.“ Die VZSH setzt sich für den flächendeckenden Umbau der Tierhaltung mit höheren gesetzlichen Tierhaltungsstandards und einem staatlichen Tierwohllabel ein.
Bewusstsein für Nachhaltigkeit steigt
Für einen Großteil der Verbraucher sind Tierwohl und Regionalität zunehmend wichtige Kaufkriterien. Wer sich bewusst für tierische Produkte aus artgerechterer Haltung entscheidet, hat in der Regel auch eine höhere Zahlungsbereitschaft. Dafür ist allerdings die Gewissheit wichtig, dass die Mehrkosten tatsächlich den Tieren zu Gute kommen. Wichtig ist hier die vollständige Transparenz und verständliche Information. Erläuterungen auf der Verpackung und auf Internetseiten helfen, über die Kälberaufzucht, Haltungsbedingungen im Stall und Auslaufmöglichkeiten der Tiere zu informieren.