Würstchen, Steak, vegetarisch, vegan? Mit den wärmeren Temperaturen fragen sich viele Verbraucherinnen und Verbraucher in Schleswig-Holstein, was auf ihrem Grillrost landen darf. Während immer weniger Menschen täglich Fleisch- und Wurstwaren verzehren, kommen immer häufiger Veggie-Produkte auf den Teller. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH) hat deshalb verschiedene Fleischwaren und deren Veggie-Alternativen im aktuellen Marktcheck untersucht.
Vegetarische und vegane Ernährungsweisen im Trend
Etwa zwölf Prozent der Erwachsenen in Deutschland ernähren sich einer aktuellen Umfrage zufolge vegetarisch oder vegan. Gleichzeitig erreicht der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch mit 51,6 Kilogramm pro Jahr einen historischen Tiefstand. 48 Prozent der Befragten des Ernährungsreports 2023 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, die Veggie-Alternativen konsumieren, halten diese für gesund. Die VZSH hat sich daher verschiedene verarbeitete Fleischprodukte sowie deren Veggie-Alternativen genauer angeschaut. Im Fokus standen unter anderem Preis, Energiegehalt, Zutatenliste, Fett-, Zucker- und Salzgehalt. „Wir wollten herausfinden, ob man als einfachen Einstieg in eine vegetarische oder vegane Ernährung zunächst weiter kochen, grillen und essen kann wie gewohnt, indem man die Fleischkomponente schlicht durch eine Veggie-Alternative ersetzt – und wie diese Lebensmittel im Kontext der Zufuhrempfehlungen abschneiden“, erklärt Dr. Stefanie Staats, Referatsleitung Lebensmittel und Ernährung der VZSH.
Fleischhaltige Produkte und Veggie-Alternativen im Vergleich
Für den Marktcheck wurden vorverpackte Lebensmittel aus vier Kategorien verglichen: Würstchen, Frikadellen/Bällchen, Nuggets/Schnitzel und Aufschnitt – insgesamt 23 fleischhaltige sowie 36 vegetarische und vegane Produkte.
Auffällig dabei war der höhere Grundpreis fast aller Veggie-Produkte. Für fleischlose Würstchen müssen Verbraucher im Schnitt 15 Prozent, für Veggie-Nuggets/Schnitzel 39 Prozent und für Veggie-Frikadellen/Bällchen ganze 77 Prozent mehr zahlen als für das fleischhaltige Pendant. Die verpflichtende Nährwerttabelle für verarbeitete Produkte verrät unter anderem den Brennwert, also die Energie, die das Lebensmittel liefert. Im Marktcheck fiel auf, dass Veggie-Produkte durchschnittlich einen geringeren Brennwert besitzen als fleischhaltige Produkte.
Auch der Eiweißgehalt ist bis zu 29 Prozent niedriger. Beim Fettgehalt kann die Mehrzahl der Veggie-Lebensmittel punkten: So ist der Gesamtfettgehalt von Veggie-Würstchen und Co. etwa 50 Prozent und der Anteil der eher ungesunden gesättigten Fettsäuren sogar 58 bis 90 Prozent geringer als bei Fleischerzeugnissen. Zugleich enthalten die untersuchten Veggie-Produkte mehr Kohlenhydrate und Zucker als die Fleischprodukte, während der Salzgehalt vergleichbar hoch ausfällt. Hier sollte auf die verzehrte Menge geachtet werden. Gerade Kinder überschreiten schnell die empfohlene tägliche Verzehrmenge. Eine Angabe zum Ballaststoffgehalt ist bisher nicht verpflichtend. Bei drei Viertel der Veggie-Produkte im Marktcheck ist dieser angegeben, dagegen weisen ihn nur drei von 23 untersuchten Fleischprodukten aus. Eine ausreichende Ballaststoffzufuhr wird mit präventiven gesundheitlichen Effekten assoziiert.
Insgesamt fällt auf: Im Vergleich zu den Fleischprodukten im Marktcheck ist die Zutatenliste der Veggie-Lebensmittel um einiges länger. Auch mehr Zusatzstoffe finden Verwendung. Spitzenreiter ist die Kategorie Veggie-Aufschnitt mit durchschnittlich fünf zugesetzten Einzelsubstanzen, während es bei den fleischhaltigen Produkten maximal halb so viele sind. Besonders häufig setzen Hersteller Konservierungsstoffe, Antioxidationsmittel, Stabilisatoren und Verdickungsmittel ein.
Und das Fazit?
Mehr Zutaten und Zusatzstoffe, weniger Eiweiß und ein vergleichbarer Anteil an Zucker und Salz – unter diesen Aspekten können vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte nicht unbedingt als gesünder bewertet werden. Allerdings weisen die Veggie-Erzeugnisse einen geringeren Gesamtfettgehalt und eine bessere Fettzusammensetzung auf, was ernährungsphysiologisch von Vorteil sein kann.
Auch, wenn sich die Preislücke zwischen fleischhaltigen und Veggie-Produkten in den letzten Jahren verkleinert hat, müssen Verbraucher für die Fleischalternativen immer noch tiefer in die Tasche greifen. Besonders in den Frühlings- und Sommermonaten sind viele Grillprodukte – vegetarisch, vegan und mit Fleisch – jedoch vielerorts im Angebot.
Neben den verarbeiteten Ersatzprodukten bietet die Veggie-Küche auch eine große Vielfalt an alternativen Rezepten. Wer sich damit anfangsschwer tut, kann es mit kleinen Schritten versuchen und zunächst das ein oder andere vegetarische oder vegane Gericht in den Speiseplan einbauen. Findet man an diesen Gefallen, fällt es vielen leichter, den Fleischkonsum schrittweise zu reduzieren und die neue Ernährungsweise als Routine zu etablieren.