Egal ob als Aufstrich aufs Brot, zum Süßen im Tee oder als Zutat beim Backen – die weltweite Nachfrage nach Honig wächst. Da die heimische Produktion nicht mehr ausreicht, werden in Deutschland jährlich große Mengen Honig aus dem Ausland importiert. Kaufen Verbraucherinnen und Verbraucher Honig-Mischungen, kann kaum nachvollzogen werden, woher er stammt. Das soll sich nun ändern. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH) erklärt, welche Regelung zukünftig für Klarheit sorgen sollen.
Herkunftskennzeichnung mit vielen Fragezeichen
In Deutschland erzeugten im vergangenen Jahr insgesamt knapp eine Million Bienenvölker mehr als 33 Tonnen Honig. Da die in Deutschland produzierte Menge die Nachfrage nicht deckt, wird Honig oftmals importiert. Woher der importierte Honig im Einzelnen stammt, ist oft nur schwer ersichtlich – insbesondere bei Mischhonigen. „Kennzeichnungen wie ‚Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern‘ sind nicht aussagekräftig und bieten Verbrauchern keinerlei Information“, sagt Levke Schwanz, Referentin für Lebensmittel und Ernährung bei der VZSH. Rechtlich zugelassen ist diese Angabe jedoch derzeit – zumindest, wenn eine Honigmischung aus mehreren Ländern stammt. Wurde der Honig in nur einem einzigen Ursprungsland hergestellt, muss dieses auf dem Etikett angegeben sein. So erkennen Verbraucher direkt, aus welchem Land der Honig stammt. Angaben, die das Gebiet der Erzeugung noch weiter eingrenzen, dürfen nur gemacht werden, wenn der gesamte Honig im genannten Gebiet produziert wurde.
Im April 2023 schlug die Europäische Kommission vor, die Richtlinien für die Herkunftskennzeichnung von Honig zu aktualisieren. Das Europäische Parlament stimmte kürzlich mit großer Mehrheit zu. So sollen zukünftig bei Honigmischungen alle Herkunftsländer angegeben werden. Die Reihenfolge gibt dabei an, aus welchem Land der mengenmäßig größere Anteil stammt, dabei sollen auch die prozentualen Anteile an Mischungen gekennzeichnet werden. Bis zur Umsetzung wird es jedoch noch einige Monate dauern.
Schattenseite der hohen internationalen Nachfrage
Meldungen über verfälschte Honige auf dem internationalen Markt sind keine Seltenheit. Erst kürzlich wurde bei EU-weiten Kontrolluntersuchungen Lebensmittelbetrug in großem Umfang durch falsch gekennzeichnete Gläser oder mit Zuckersirup gestreckte Honige festgestellt. Ziel der Betrugsmaschen ist es, Produktionskosten einzusparen oder den Honig hochwertiger wirken zu lassen, um die Gewinnspanne zu erhöhen.
Gesunde Zucker-Alternative?
Honig ist ein Naturprodukt und besteht größtenteils aus verschiedenen Zuckerarten und Wasser. Andere Zutaten oder Zusatzstoffe dürfen nicht hinzugefügt werden. Eine Pflicht zur Nährwertkennzeichnung oder zur Angabe einer Zutatenliste gilt deshalb nicht. In den sozialen Medien, Zeitschriften oder Ratgebern wird Honig oft als gesunde Alternative zu herkömmlichem Zucker beschrieben. Dabei stehen die im Honig enthaltenen Vitamine, Mineralstoffe und Proteine häufig im Vordergrund. „Nicht zu vergessen ist dabei jedoch, dass Honig trotz dieser wertvollen Inhaltstoffe zu etwa 80 Prozent aus Zucker besteht und somit mehr davon enthält als viele Marmeladen oder Schokoaufstriche“, so Levke Schwanz. Einen Vorteil hinsichtlich der Folgen eines übermäßigen Zuckerkonsums bietet Honig daher nicht. Vorsicht gilt beim Erhitzen von Honig: Bei hohen Temperaturen ab 120 Grad Celsius kann Acrylamid entstehen. Das ist zum Beispiel beim Karamellisieren der Fall. Acrylamid kann das Krebsrisiko erhöhen und sollte daher möglichst selten über die Nahrung aufgenommen werden.