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Mehr als 4.000 Kontakte: Quartiersarbeit der VZSH zieht Halbjahresbilanz

Pressemitteilung vom
Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein ist in strukturschwachen Stadtgebieten im Norden aktiv, um vulnerable Verbrauchergruppen zu unterstützen. Jetzt legt sie erste Zahlen vor.
Eine Lupe wird über Bilanzunterlagen mit Diagrammen gelegt
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Das vergangene Halbjahr der aktiven Verbraucherarbeit[1] in ausgewählten Quartieren verlief für die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH) besser als erwartet. Von Januar bis Juni 2024 wurden mehr als 4.000 Kontakte mit vulnerablen Verbraucherinnen und Verbrauchern gezählt. Trotz dieses enormen Zulaufs an hilfebedürftigen Menschen ist die Weiterfinanzierung der Maßnahme über das Jahr 2024 hinaus seitens der Landesregierung ungewiss.

Gestiegene Lebenshaltungskosten, Arbeitslosigkeit oder ein niedriges Bildungsniveau treiben viele Menschen in finanzielle Schwierigkeiten. Sehr häufig sind davon vulnerable Personenkreise betroffen; Menschen, die Herausforderungen nicht aus eigener Kraft bewältigen können und lange unter Krisenfolgen leiden. Sie sind dem Risiko von Überschuldung und sozialem Abstieg überproportional stark ausgesetzt. Die Landesregierung hat diese Not erkannt und fördert die Quartiersarbeit der VZSH im Rahmen des 8-Punkte-Entlastungspakets zur Energiekrise – bislang bis Ende 2024.

Das Wichtigste in Kürze:

  • 4.197 Verbraucherkontakte in sechs Monaten
  • 1.245 Beratungen vulnerabler Personen
  • 96 Vorträge und Veranstaltungen mit 2.092 Teilnehmern

Quartiersarbeit in Zahlen: Januar bis Juni 2024

Nach der Übergabe des Förderbescheids im Juli 2023 und einer Phase der Personalgewinnung für die neuen Aufgaben konnte im Januar 2024 die erste Quartierssprechstunde eröffnet werden. Mittlerweile gibt es 16 offene Sprechstunden in zehn verschiedenen Quartieren. Verbraucher können sich hier unabhängig, kostenfrei und ohne Termin zu unterschiedlichen Verbraucherfragen beraten lassen. Das Angebot findet in etablierten sozialen Einrichtungen statt, zum Beispiel in Familienzentren, Nachbarschaftsbüros, Migrationsberatungen und ähnlich. Die Beratung erfolgt persönlich, niedrigschwellig und in der Lebenswelt der Verbraucher. Dieser sozialräumliche Ansatz macht die Quartiersarbeit der VZSH einzigartig in Schleswig-Holstein. 

„In den Monaten Januar bis Juni 2024 führten unsere Quartiermitarbeiter 1.245 Beratungen vulnerabler Personen durch. Dies entspricht durchschnittlich rund 208 Beratungen im Monat, Tendenz steigend. So konnten die projektbezogenen Beratungszahlen im Juni 2024 im Vergleich zum Jahresanfang bereits um 38 Prozent gesteigert werden“, so Stefan Bock, Vorstand der VZSH. 

Jeder vierte Kontakt basiert auf Verweisen des stetig wachsenden Netzwerks an Kooperationspartnern. Folglich ist die Quartiersarbeit bereits nach sechs Monaten fest im sozialen Sicherungssystem der Städte verankert. „Unsere Mitarbeiter entlasten viele öffentliche Organe, indem sie Verbraucheranfragen übernehmen, die an anderer Stelle deplatziert sind, dort aber Zeit und Personal binden“, so Bock weiter. 

Von Januar bis Juni 2024 waren die Quartiersmitarbeiter über 900 Mal im Gespräch mit Netzwerkpartnern. Sie organisierten, konzipierten und hielten 96 Vorträge und Veranstaltungen zu Verbraucherthemen, die von 2.092 Teilnehmern besucht wurden. 

Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Ratsuchenden im Quartier ist Anbietern und Unternehmen gegenüber nicht eigenständig kommunikationsfähig. Diese Zahl umfasst Muttersprachler und Migranten. Infolgedessen arbeiten die Quartiersmitarbeiter zum Teil mit Übersetzungen in sieben Fremdsprachen (Arabisch, Türkisch, Kurdisch, Englisch, Französisch, Ukrainisch und Russisch). 

In Zukunft: Quartiersarbeit 

Mit der Quartiersarbeit macht die VZSH Verbraucherschutz für Menschen zugänglich, die sonst keine Unterstützung finden – etwa, weil sie sich kostenpflichtige Angebote nicht leisten können, keine Hilfsprogramme kennen oder die Beratungsstellen der VZSH nicht erreichen. Die Zielgruppen der Maßnahme umfassen kinderreiche Familien, Alleinerziehende, Senioren, Empfänger von Sozialleistungen oder Migranten. „Die Probleme dieser Verbrauchergruppen sind heute groß und werden es auch morgen noch sein. Der enorme Hilfebedarf in der Gesellschaft zeigt sich im Zulauf unserer Quartiersberatung. Viele Netzwerkpartner und lokale Einrichtungen fragen schon jetzt Kooperationen und Veranstaltungen für das nächste Jahr an“, berichtet Bock.

Die Quartiersarbeit ist auf die Schaffung nachhaltiger Strukturen konzipiert. Sie ist ein einzigartiges Informations-, Beratungs- und Bildungsangebot in Schleswig-Holstein, das vulnerablen Verbrauchern nicht nur Lösungsansätze für akute Probleme bietet, sondern sie auch langfristig bei der Bewältigung von Krisenfolgen begleitet und in ihren wirtschaftspraktischen Fähigkeiten präventiv stärkt.

„Stärken wir den besonders schutzbedürftigen Teil unserer Gesellschaft, stärken wir automatisch die gesamte Gesellschaft in Schleswig-Holstein. Und wir setzen im gleichen Zuge strukturellen Problemen wie Armut ein wirkungsvolles Programm entgegen. Eine faire verbraucherpolitische Zukunft braucht die Quartiersarbeit der VZSH. Die Probleme der Menschen werden in den kommenden Jahren nicht einfach verschwinden. Blicken wir auf die Statistik, stellen wir fest, dass der Bedarf an Beratungen und Informationen in den Quartieren weiter zunimmt. Vor diesem Hintergrund und in Verbindung mit dem Koalitionsvertrag empfehlen wir der Landesregierung eindringlich, die Weiterfinanzierung der Quartiersarbeit im Sinne aller Verbraucher auch für folgende Jahre zu gewährleisten“, so der Vorstand der VZSH.


 


[1] Nach der Übergabe des Förderbescheids im Juli 2023 folgten zunächst Personalsuche und Einarbeitung: Im Oktober 2023 wurde die erste Quartiersmitarbeiterin für Flensburg eingestellt, im November folgten eine Kommunikationsreferentin und ein Koordinator, im Dezember 2023 kamen zwei Quartiersmitarbeiterinnen für Lübeck und Kiel hinzu, im Januar und März 2024 traten zwei Quartiersmitarbeiterinnen für Lübeck und Norderstedt ihren Dienst an. Die aktive Verbraucherarbeit startete im Januar 2024. Die Quartiersstelle in Heide ist bislang unbesetzt. 

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.

 Gefördert durch:

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