Beim Besuch der verbraucherpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion in der Lübecker Beratungsstelle gaben die Verbraucherschützer Einblick in ihre Arbeit. 10.549 Verbraucherkontakte verzeichnete die Beratungsstelle im vergangenen Jahr. Ärger mit Telefon- und Internetverträgen, Schlüsseldienst-Abzocke und Inkassofor-derungen haben Verbraucher*innen in 2018 besonders zu schaffen gemacht.
Viele Menschen kommen zur Rechtsberatung in die Verbraucherzentrale, weil sie Unterstützung in Konflikten mit Unternehmen brauchen. Die Bandbreite der Themen ist groß und reicht von Problemen mit Smartphone- und Internetverträgen über Fragen der Datensicherheit und Energieversorgung bis hin zu Ärger mit Reiseveranstaltern. Besonders hoch ist der Beratungsbedarf im Bereich Telekommunikation. Hier verzeichnet die Verbraucherberatung viele Beschwerden wegen untergeschobener Verträge und fehlendem Kundenservice.
Drohgebärden und Vertragsfallen
Ein großes Ärgernis für Verbraucher*innen sind übertrieben hohe Forderungen von Inkasso-Büros und Handwerker-Notdiensten wie Rohrreinigern, Schlüsseldiensten und Schädlingsbekämpfern. Mit massivem Druck bis hin zur Nötigung versuchen unseriöse Firmen, Verbraucher*innen in Notsituationen zur Zahlung extrem überhöhter Preise zu bewegen. Diese liegen bei Handwerker-Notdiensten in manchen Fällen bei 1.000 Euro und mehr. Vertragsfallen im Internet werden vor allem für Geflüchtete häufig zum Problem. Lockangebote für Sofortkredite oder Kreditkarten münden häufig in teure Abos oder Clubmitgliedschaften. Da die meisten Geflüchteten mit wenig Geld auskommen müssen, treffen solche Forderungen diese Gruppe hart. „Die Fälle zeigen, wie wichtig umfassende Aufklärung und Information zum deutschen Rechts- und Wirtschaftssystem für Geflüchtete sind“, so Frauke Krüger, Leiterin der Verbraucherberatung Lübeck.
Verloren in der anonymen digitalen Welt
In Auseinandersetzungen mit Unternehmen haben Verbraucher*innen zunehmend Schwierigkeiten, ihre Rechte durchzusetzen oder überhaupt einen Ansprechpartner zu finden. Viele verlieren sich in der anonymen digitalen Welt und wünschen sich echte Beratung. Das Angebot der Verbraucherzentrale wissen viele Menschen deshalb zu schätzen. Die Berater gehen die zunehmend komplexen Fälle mit den Betroffenen durch und finden gemeinsam Lösungswege. Hierzu sagte Kerstin Metzner: „Die Beratungen der Verbraucherzentrale sind von unschätzbarem Wert für jeden Betroffenen. Uns als Politikern fällt die Aufgabe zu, diese Arbeit durch eine ausreichende finanzielle Unterstützung langfristig abzusichern.“
Neben der Verbraucherberatung bietet die Lübecker Beratungsstelle auch Workshops und Vorträge an. Dabei arbeitet sie eng mit örtlichen Einrichtungen wie Volkshochschule, Klimaschutzkoordinatoren und Vereinen zusammen. „Ich habe mich selbst bei verschiedenen Vorträgen von dem hohen Praxisbezug und der bemerkenswerten Bürgernähe überzeugen können“, so die SPD-Landtagsabgeordnete.
Statistik der Verbraucherberatung Lübeck im Jahr 2018
9.534 Ratsuchende nahmen persönlich, telefonisch oder schriftlich Kontakt zur Beratungsstelle auf. 1.015 Verbraucher*innen besuchten Vorträge, Aktionen und den Informationsstand der Verbraucherzentrale auf Messen.
• 53,1 Prozent erhielten individuelle Auskünfte.
• 25,9 Prozent ließen sich von Experten zu Fragen und Problemen in den Bereichen Verbraucherrecht, Altersvorsorge, Baufinanzierung, Versicherungen und Energie persönlich beraten.
• 2,6 Prozent der Ratsuchenden brachten Beschwerden vor oder kauften Ratgeber ein.
• 18,4 Prozent wurden an andere Beratungseinrichtungen in Lübeck verwiesen.