Wer sich ein Haustier wünscht, wird im Internet schnell fündig. Das Geschäft mit Tieren blüht. Ob ein echter Zuchtbetrieb oder eine Betrugsmasche dahintersteckt, ist auf Internetseiten nicht leicht zu erkennen. Fotos können kopiert und Angebote frei erfunden sein. Wie der Trick mit dem Tierhandel im Netz funktioniert, zeigt ein aktuelles Beispiel einer Schleswig-Holsteinerin, die bei der Suche nach einer Katze mehr als 2.000 Euro verloren und bis heute kein Tier bekommen hat.
Ein kleines Kätzchen als Hausgenosse, gesund, geimpft und geeignet für Allergiker – das wünscht sich eine Tierfreundin aus Schleswig-Holstein. Auf einer
Internetseite findet sie scheinbar genau das richtige: Die Seite preist „gesunde Kätzchen von den besten Züchtern Deutschlands“ an, inklusive Beratung, Impfung, Behandlung gegen Würmer und Flöhe, mit Gesundheitsgarantie. Dazu gibt es Fotos von flauschigen Katzenwelpen mit Steckbrief.
Statt Kätzchen kommen Flugdaten und eine hohe Geldforderung an
Auf Nachfrage erhält die Interessentin per Mail einige Daten zu ihrer Traumkatze. Sie soll 400 Euro anzahlen. Abholen kann sie das Katzenbaby angeblich wegen Corona nicht, es soll aus Flensburg geliefert werden. Nach der Anzahlung kommt ein Kaufvertrag sowie die Aufforderung, vor dem Liefertermin den Restbetrag von 500 Euro zu überweisen.
Am Tag der versprochenen Lieferung wartet sie vergeblich. Statt Kätzchen kommen plötzlich Flugdaten mit einer neuen Ankunftszeit per WhatsApp an. Angeblich soll das Tier nun aus Stuttgart eingeflogen werden. Auch dieser Termin verstreicht. Auf Nachfrage erklärt der Händler, dass der Transport an einer nicht passenden Box gescheitert sei. Die Kundin soll ein Verwarngeld und eine neue Box bezahlen, insgesamt 1.280 Euro. Sie wird skeptisch und verlangt Beweisfotos vom Kätzchen am Flughafen. Tatsächlich kommen Fotos und diverse weitere Nachrichten vom Händler an. Aus Sorge um das Tier schiebt die Katzenfreundin ihre Bedenken beiseite und überweist auch noch den letzten Betrag. Die Katze ist bis heute nicht angekommen.
Verbraucherzentrale rät vom Tierkauf im Internet ab
„In letzter Zeit erreichen uns häufiger Beschwerden über unseriöse und skrupellose Tierhändler. In diesem Fall liegt sogar der Verdacht nahe, dass Angebot und Handel nur vorgetäuscht sind“, sagt Kerstin Heidt, Juristin bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. „Vermutlich gibt es die angebotenen Katzen nicht und der Kontakt dient nur dazu, Interessierte zur Zahlung zu bewegen.“ Die Verbraucherzentrale rät deshalb grundsätzlich davon ab, Tiere im Internet zu kaufen. Ein Warnzeichen für solche Betrugsmaschen können die geforderten Bezahlmethoden sein. „Überweisungen im Voraus oder Bargeldtransfers sind in solchen Fällen riskant. Wenn das Tier nicht ankommt, ist das Geld weg“, warnt die Juristin. Wer ein Haustier kauft, holt es am besten selbst ab und zahlt bei der Übergabe.
Tipps für den Katzenkauf
- Bei seriösen Züchtern kann man Katzenwelpen und Muttertier in ihrer Umgebung kennen lernen, sich die Tierhaltung ansehen und eine Katze selbst aussuchen. Sie beschränken sich auf wenige Tiere und Rassen.
- Gute Züchter und Vermittler geben ein Tier nicht einfach so aus der Hand. Sie führen ausführliche Vermittlungsgespräche mit den Interessenten und informieren über Verantwortung und laufende Kosten für ein Tier.
- Beim Umzug ins neue Zuhause sollte eine Katze mindestens 12 Wochen alt sein. Tiere aus dem Ausland müssen mindestens 15 Wochen alt sein. Der Händler muss einen EU-Heimtierausweis und ein tierärztliches Gesundheitszeugnis vorlegen, die Katze muss nachweislich einen Mikrochip tragen.
- Wer die hohen Kosten für eine Katze vom Züchter nicht zahlen kann oder will, wird vielleicht im örtlichen Tierheim fündig. Dort warten viele Tiere auf ein neues Zuhause und es gibt eine ausführliche Beratung.
Wer den Verdacht hat, an einen illegalen Tierhändler geraten zu sein, sollte sich an die Polizei wenden. Grundsätzlich bedeutet die Anschaffung einer Katze oder eines Hundes eine Entscheidung für viele Jahre und will gut überlegt sein. Neben Fragen der Haltung und Betreuung spielen auch die Finanzen eine Rolle. Für Futter und Zubehör, Impfungen sowie Behandlungen beim Tierarzt fallen für eine Katze laufende Kosten an, die sich auf mindestens 700 Euro pro Jahr summieren.