Ihr gemeinnütziger Verein für Information, Beratung, Bildung und Interessenvertretung.

 

Steigende Lebensmittelpreise: Fakten, Ursachen, Tipps

Stand:
In den letzten Jahren sind die Preise für Lebensmittel stark gestiegen. Wir beleuchten die Fakten, Hintergründe und Ursachen, beantworten Fragen - und geben praktische Tipps für den Einkauf.
Körbe mit Lebensmitteln, die auf Eurostapeln stehen und einem roten Pfeil, der stetig nach oben geht

Das Wichtigste in Kürze:

  • Auch wenn die Lebensmittelinflation sich mittlerweile verlangsamt hat, kosten Lebensmittel heute immer noch etwa 30 Prozent mehr als 2021.
  • Etliche Faktoren spielen in den Preisanstieg hinein, darunter gestiegene Energiekosten, die schwierige internationale politische Lage und Arbeitskräftemangel, aber auch Missernten durch den Klimawandel, versteckte Preiserhöhungen sowie Mitnahmeeffekte.
  • Die massiven Preissteigerungen stellen viele Verbraucher:innen vor finanzielle Herausforderungen.
  • Die Verbraucherzentralen fordern seit langem Politik und Bundeskartellamt auf, die Preisentwicklung im Handel und bei Herstellern sowie versteckte Preissteigerungen genau zu untersuchen.
  • Zwei Marktchecks im Jahr 2023 zeigen, dass sich die gleichen oder vergleichbaren Produkte in Supermärkten und Discountern preislich extrem unterscheiden können. Preise vergleichen lohnt sich also mehr denn je.
On

Was ist eigentlich eine Inflation?

Das Wort "Inflation" bezeichnet einen anhaltenden Anstieg der Preise, wodurch Geld an Wert verliert. Die Inflationsrate wird mit einem Warenkorb bestimmt, der Produkte und Dienstleistungen enthält, die Privathaushalte typischerweise kaufen: Von Mehl und Honig, über Bankgebühren, bis hin zu Haftpflichtversicherungen und Spielzeug.

Die persönliche Inflationsrate kann mehr oder weniger stark von der durchschnittlichen Inflationsrate abweichen. Der Grund: Verbraucher:innen nehmen Inflation hauptsächlich über die Preise für Leistungen und Konsumgüter wahr, die sie am meisten kaufen. Wer etwa jeden Tag viel Auto fährt, ist von höheren Benzinpreisen stärker betroffen als Fahrradfahrer:innen.

Das Statistische Bundesamt hat einen Online-Rechner entwickelt, mit dem Sie Ihre persönliche Inflationsrate ganz einfach berechnen können.

Wie sehr sind die Preise wirklich gestiegen?

Die Verbraucherzentrale NRW beobachtet kontinuierlich die Marktlage aus Sicht der Verbraucher:innen. In Marktchecks und -analysen deckt sie regelmäßig erhebliche Preisschwankungen auf. 

Das allgemeine Preisniveau hat sich bei Lebensmitteln in den letzten Jahren insgesamt stark erhöht. Auch wenn die Teuerung inzwischen nicht mehr so schnell steigt, kosten Lebensmittel heute im Durchschnitt 30 Prozent mehr als 2021. Wie sich die Preise von einzelnen Produktgruppen zwischen 2021 und 2024 geändert haben, zeigt diese Infografik.

Verschiedene Produkte aus dem Lebensmittelbereich

Quelle: Verbraucherzentrale

Die Teuerung betrifft alle Lebensmittelgruppen einschließlich Grundnahrungsmittel –  was den aktuellen Preisanstieg so problematisch macht.

Was verursachte die starken Preissteigerungen?

Viele Faktoren haben die Situation in der Landwirtschaft und der Lebensmittelwirtschaft verändert. Die Kosten für Energie, Düngemittel und Futtermittel bleiben höher als in der Vergangenheit, Arbeitskräftemangel und Mindestlohn verteuern die Personalkosten, der Klimawandel verursacht immer häufiger Missernten. 

Doch nicht alle Preissteigerungen der letzten drei Jahre waren nachvollziehbar. Die Butter ist so ein Beispiel: Seit Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine im Februar 2022 schwankt ihr Preis extrem. Zunächst wuchs der Preis rasant, um dann zu fallen. Im Sommer 2023 war Deutsche Markenbutter auf einmal günstiger als vor dem Krieg. Dann stieg er wieder: Kurz vor Weihnachten 2024 erreichte der Butterpreis seinen Höchstwert. Es ist unklar, inwiefern solche Schwankungen allein auf höheren Herstellungskosten oder auf das Wechselspiel zwischen Angebot und Nachfrage basieren.

Vielmehr erscheinen manche Preissteigerungen und-schwankungen bei Lebensmitteln nicht gerechtfertigt. Besonders häufig beobachten die Verbraucherzentralen zudem versteckte Preiserhöhungen durch geringere Füllmengen und veränderte Rezepturen. Solche Tricks verschärfen zusätzlich eine Situation, die viele Verbraucher:innen vor finanzielle Herausforderungen stellt. Immer mehr Menschen sind auf Preisvergleiche und günstigere Alternativen angewiesen, was eine gesunde und ausgewogene Ernährung schwieriger macht. 

Die Verbraucherzentralen fordern deshalb seit langem von der Politik und Kartellamt zu prüfen, ob und eventuell wie Handel und Lebensmittelhersteller die Lage ausnutzen oder ausgenutzt haben, um die eigenen Erträge in der Krise zu verbessern.

Was kann ich beim Einkaufen bei hohen Lebensmittelpreisen beachten?

Preisfallen erkennen und umgehen

Bei allen Produkte vergleichen Sie immer die Kilopreise oder die Literpreise, also die kleingedruckten Grundpreise an den Regalen: Nur diese erlauben einen echten Vergleich! Bei Obst und Gemüse spielen zudem Herkunft und Jahreszeiten eine wichtige Rolle. Gemüse und Früchte, die Saison haben und in der Region heimisch sind, sind häufig günstiger, weil sie nicht weit transportiert und aufwändig gekühlt werden müssen.

Supermärkte und Discounter bieten Lebensmittel, die nur noch kurz haltbar sind, meist reduziert an. Ein Einkauf auf dem Wochenmarkt kann zudem günstiger sein als im Supermarkt, vor allem kurz vor Ende des Markttages. Und wer saisonales Freilandgemüse kauft statt aus dem Gewächshaus, hilft auch der Umwelt. Orientierung, wann welches Gemüse und Obst Saison hat, bietet der Saisonkalender der Verbraucherzentralen.

Fleisch öfters pflanzlich ersetzen

Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen, Bohnen, Kichererbsen, Sojabohnen und Lupinen sind gute Alternativen. Sie sind wertvolle Quellen für Eiweiß, Eisen, B-Vitamine und Ballaststoffe und zudem günstig. Fleisch-Ersatzprodukte enthalten dagegen oft viele Zusatzstoffe, sind höher verarbeitet und zusätzlich teurer.

Reis, Couscous, Bulgur oder auch Nudeln liefern Kohlenhydrate und somit Energie. Als Vollkornvariante sind sie besonders reich an Mineralstoffen, Vitaminen, Ballaststoffen und ungesättigten Fettsäuren. Viele Tipps und Rezepte finden Sie auf den Seiten der Verbraucherzentrale.

Mit Einkaufsliste einkaufen gehen

Es lohnt sich, einen Essensplan für die Woche oder zumindest die nächsten Tage aufzustellen und damit geplant einzukaufen. Wie oft soll gekocht werden? Für wie viele Personen? Ein solcher Einkaufszettel reduziert die oft teuren Spontankäufe. Vorab sollte man die eigenen Vorräte und die Reste im Kühlschrank checken und von hinten nach vorne räumen. Es kann auch helfen, ein Maximalbudget für den Einkauf im Voraus festzulegen und nicht hungrig einkaufen zu gehen.

Selber kochen

"Meal-Prep" ist gerade ein Trend: Denn Mahlzeiten selbst zuzubereiten, auch zum Mitnehmen, ist meist günstiger als Fertiggerichte, Lieferdienste oder To-go-Käufe. Und so hat man auch selbst in der Hand, was auf dem Teller ist. Auch kleine Snacks unterwegs gehen ins Geld: Wer sich eine Brotzeit schmiert und den Kaffee im eigenen Thermobecher mitnimmt, kann damit Geld und Verpackungsmüll sparen. Wenn es aber doch mal ein Fertiggericht sein soll, lohnt es sich auch hier, die Grundpreise pro Kilogramm zu vergleichen.

Weitere Spartipps von der Lagerung bis zur Getränkeauswahl

Speisereste können Sie mit cleveren Rezepten weiterverwenden: Altes Brot können Sie zum Beispiel für Croutons, Paniermehl oder Semmelknödel verwenden. Und wenn Sie Lebensmittel zu Hause richtig lagern, bleiben sie länger frisch. Wussten Sie zum Beispiel, dass Kartoffeln und Zwiebeln nicht zusammengehören?

Und auch bei Getränken gibt es Sparpotenzial: Leitungswasser ist deutlich billiger als Mineralwasser und Softdrinks. Es ist zudem umweltschonend. Sie müssen es nicht schleppen und können es geschmacklich mit einem Spritzer Zitrone oder ein paar Blättern Minze aufpeppen.

Ein Blick in die Glaskugel: Wie geht es mit den Lebensmittelpreisen weiter?

Genaue Prognosen sind nicht einfach, aber Entlastung ist auch in Zukunft nicht in Sicht: aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Lebensmittelpreise nur gering zurückgehen. Die Folgen der Klimakrise, wie Dürren oder Überflutungen, können zu Ernteausfällen führen, was die Preise weiter in die Höhe treibt. Die niedrigen Preise der Jahre 2000 bis 2019 werden nicht mehr erreicht werden. Verbraucher:innen müssen daher damit rechnen, zukünftig einen höheren Anteil ihres zur Verfügung stehenden Einkommens für Lebensmittel auszugeben.

Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben, sind von dem hohen Preisniveau besonders betroffen. Denn sie müssen ohnehin einen höheren Anteil ihres Einkommens für Grundbedürfnisse wie Lebensmittel, Miete und Mobilität ausgeben – Ausgaben, bei denen nur bis zu einem gewissen Punkt gespart werden kann.

Daher muss die Politik aus Sicht der Verbraucherzentralen dringend handeln. Knapp 21 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Über 13 Millionen Menschen gelten als arm. Immer mehr Personen und Familien sind von Ernährungsarmut betroffen. Eine gesunde, nachhaltige und abwechslungsreiche Ernährung darf aber keine Frage des Geldbeutels sein. Verbraucher:innen erwarten konkrete Lösungen, damit faire Lebensmittelpreise heute und auch künftig für alle sichergestellt sind.

Was kann die Politik tun, um Verbraucher:innen zu entlasten?

Die Verbraucherzentralen fordern:

  • die Verhinderung von ungerechtfertigten Preiserhöhungen für Lebensmittel durch eine unabhängige Preisbeobachtungsstelle, die die gesamte Wertschöpfungskette im Blick hat und prüft, ob und eventuell wie Unternehmen die Lage nutzen oder ausgenutzt haben, um die eigenen Erträge in der Krise zu verbessern,
  • die Verhinderung von Mogelpackungen und versteckten Preiserhöhungen durch verpflichtende Warnhinweise zur Gewichtsreduktion oder Änderung der Rezeptur eines Produkts,
  • die Anpassung der Berechnungsgrundlage des Bürgergeldes, sodass realistische Kosten für eine Ernährung nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zugrunde gelegt werden,
  • Null-Mehrwertsteuer bei Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten,
  • das Minimieren der Auswirkungen der Klimakrise auf die Lebensmittelpreise durch eine Strategie zur Ernährungssicherheit, die die Landwirtschaft widerstandsfähiger macht,
  • eine Beitragsreduzierung oder -befreiung für die Gemeinschaftsverpflegung in Bildungseinrichtungen wie Kitas, Schulen und Hochschulen oder für Geringverdiener,
  • Unterstützung für Einrichtungen, die Mahlzeiten für Bedürftige anbieten.
Ein Mann schultert die schwere Preislast aus allen Lebensbereichen

Preiskrise - Informationen und Beratungsangebote

Ob Energie, Kredite oder Lebensmittel – in den vergangenen Monaten sind die Preise in nahezu allen Lebensbereichen gestiegen. Die Verbraucherzentralen unterstützen Sie in der Krise: Auf dieser Seite finden Sie hilfreiche Tipps, aktuelle Informationen sowie Beratungsangebote.

Ratgeber-Tipps

Familienküche
Wie „Familienküche“ ganz entspannt funktionieren kann – das zeigt der gleichnamige Ratgeber der Verbraucherzentrale. Er…
Fix Food
Für schnelles, gesundes Kochen im Alltag
Zeitnot hält Sie vom Kochen ab, und lässt Sie öfter, als Sie eigentlich…
Streikende Menschen in Gewerkschaftsjacken und mit Fahnen

Streik bei der Bahn, im ÖPNV, am Flughafen: Das sind Ihre Rechte

Verdi kündigt Warnstreiks an allen deutschen Flughäfen für Montag, den 10. März an. Auch einige Nahverkehrsbetriebe informieren bereits über Streiks im ÖPNV am Montag und Dienstag. Welche Rechte Betroffene haben, wenn der Zug oder Flug ausfällt, fassen die Verbraucherzentralen hier zusammen.
Lebensversicherung

Lebensversicherer FWU ist insolvent – was das für Sie bedeutet

Die FWU-Holdinggesellschaft ist insolvent. Mit ihr betroffen ist das luxemburgische Tochterunternehmen FWU Life Insurance Lux S.A.. Was Sie als Versicherungsnehmer:in jetzt wissen müssen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Hand zieht Scheine aus dem Geldautomaten

Musterfeststellungsklage gegen Sparkasse KölnBonn

Die Sparkasse KölnBonn hat in der Vergangenheit einseitig Gebühren erhöht oder neu eingeführt ohne dass die Kund:innen aktiv zugestimmt hätten. Sie lehnt es bislang ab, solche Gebühren zurückzuzahlen. Der vzbv führt deshalb eine Musterklage, eine Art Sammelklage, gegen die Sparkasse.