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Vitamin E zum Schutz vor Herzinfarkt und Krebs?

Stand:
Beweise, dass Vitamin E Herzinfarkt oder Krebs verhüten kann, gibt es bisher nicht. Aber: Zu viel kann möglicherweise schaden.
Olivenöl, Vitamin E

Das Wichtigste in Kürze:
Auf die Dosis kommt es an!

  • Vitamin E schützt die Zellen vor oxidativen Schäden.
  • Mit pflanzlichen Ölen und Nüssen lässt sich der Tagesbedarf gut decken.
  • Überdosierungen durch Nahrungsergänzungsmittel können bei manchen Menschen Blutungen auslösen. Bei Männern über 55 Jahren ist bei zu hohen Tagesmengen das Risiko für Prostatakrebs erhöht.
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Was steckt hinter der Werbung zu Vitamin E?

Früher wurde damit geworben, dass die Einnahme von Vitamin E vor Krebs und Herzinfarkt schützt, die Leistungsfähigkeit steigert und den Alterungsprozess verzögert. Solche Werbeaussagen findet man nicht mehr auf den Produkten aus dem stationären Handel, wohl aber auf manchen Internetseiten, in den sozialen Medien oder im persönlichen Gespräch beim Direktverkauf von Vitamin E-Produkten. Gesetzlich erlaubt ist für Vitamin E bislang nur eine einzige gesundheits­bezogene Werbeaussage und zwar:

  • "Vitamin E trägt dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen".

Ob eine zusätzliche Einnahme von Vitamin E in Form von Nahrungs­ergänzungsmitteln zum Schutz vor Krebs und Herzinfarkt beiträgt, ist in der Vergangenheit vielfach diskutiert worden. Studien, die sich mit diesen Zusammenhängen beschäftigen, lieferten aber keine eindeutigen Ergebnisse. Als wahrscheinlich gilt, dass Vitamin E im Lebensmittelverbund, also in Kombination mit anderen Lebensmittel­inhaltsstoffen, eine gesundheitsfördernde Wirkung entfaltet.

Worauf sollte ich bei der Verwendung von Vitamin E-Produkten achten?

  • Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schlägt als Höchstmenge in Nahrungsergänzungsmitteln 30 mg Vitamin E (= 44 I.E.) bzw. Vitamin E-Äquivalente pro Tag vor. Unter Vitamin E-Äquivalenten werden verschiedene Formen des Vitamins zusammengefasst. Die verschiedenen Verbindungen haben jedoch unterschiedliche Wertigkeiten, nicht jede entspricht 1:1 dem aktiven Vitamin. Allerdings wird auf der Verpackung die Vitamin E-wirksame Menge angegeben, sodass Sie die Produkte miteinander vergleichen können.
     
  • Die alleinige Mengenangabe pro Tagesdosis in Form von Internationalen Einheiten (I.E.) ist nicht erlaubt, die Mengenangabe muss in Milligramm erfolgen.
     
  • Die Gesamtaufnahmemenge aus allen Lebensmitteln sollte bei Erwachsenen nicht über 300 mg Vitamin E pro Tag liegen. Dies ist der von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) festgelegte Höchstwert (UL). Beachten Sie bitte, dass es zu kritischen hohen Aufnahmemengen kommen kann, wenn Sie hoch dosierte Produkte, mehrere Vitamin-E-haltige Nahrungsergänzungsmittel oder zusätzlich Vitamin-E-angereicherte Lebensmittel (z.B. Multivitaminsäfte) aufnehmen.
     
  • Bei manchen Menschen sind bei Aufnahmemengen über 30 mg/Tag Blutungsstörungen möglich, vermutlich durch Wechselwirkungen mit Vitamin K bedingt. In Einzelfällen ist bei gleichzeitiger Einnahme von Blutgerinnungshemmern (Vitamin-K-Antagonisten, z.B. Marcumar) deren Wirksamkeit herabgesetzt.
     
  • Bei längerer Einnahme sehr hoher Dosen Vitamin E (400 mg/Tag = 597 I.E.) ist eine Verminderung der Schilddrüsenhormone im Blut möglich.
     
  • Vor allem bei Männern ab 55 Jahren besteht bei einer Dosierung ab 268 mg/ Tag (= 400 I.E.)  ein erhöhtes Risiko an Prostatakrebs zu erkranken.
     
  • Bei Dosierungen von 130 bis ca. 200 mg/Tag nimmt die Häufigkeit eines hämorrhagischen Schlaganfalls (Hirnblutung) zu.
     
  • Wer gleichzeitig Eisenpräparate nimmt, sollte mindestens zwei Stunden Abstand zur Verwendung von Vitamin E einhalten.
     
  • Sicherheitshalber sollte Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin über die Einnahme von Vitamin-E-Produkten informieren, insbesondere, wenn diese mehr als 30 mg/Tagesdosis enthalten. Das gilt ganz besonders, wenn Erkrankungen vorliegen oder regelmäßig Medikamente eingenommen werden.
     

Diese Vitaminverbindungen sind gemäß EU-Richtlinie 2002/46/EG, Anhang II (Fassung vom 17.07.2024) für Vitamin E in Deutschland und anderen EU-Ländern in Nahrungsergänzungsmitteln zugelassen:

  • D-α-Tocopherol
  • DL-α-Tocopherol
  • D-α-Tocopherylacetat
  • DL-α-Tocopherylacetat
  • D-α-Tocopherylsäuresuccinat
  • Gemischte Tocopherole (α, ß, γ, δ)
  • Tocotrienol-Tocopherol 

Wofür braucht der Körper Vitamin E?

Vitamin E bezeichnet eine Gruppe von fettlöslichen Vitaminen, die eine ähnliche chemische ringförmige Struktur aufweisen. Die bekannteste und am besten erforschte Form ist α-Tocopherol.

Vitamin E ist als eines der wichtigsten Schutzvitamine in jeder Zelle des Körpers vorhanden. Es fängt Radikale ab, die die Fettsäuren der Körperzellen angreifen. Damit leistet es einen großen Beitrag hinsichtlich des Schutzes der Gefäße und vor Arteriosklerose. In dieser Aufgabe wird es von Vitamin C, β-Carotin und verschiedenen Enzymen unterstützt. Auch für die Funktion des Immunsystems ist Vitamin E somit ganz entscheidend.

Im menschlichen Organismus wird Vitamin E vor allem in Leber, Fettgewebe und Nebennieren gespeichert.

Ein Mangel führt dazu, dass das Vitamin seine Schutzfunktion nicht mehr in vollem Umfang ausüben kann. Radikale werden nicht mehr so gut abgewehrt, was zu Zellschädigungen und langfristig zu Schäden des Nervensystems und der Skelettmuskulatur führen kann. Allerdings ist ein Vitamin E-Mangel in Deutschland eher selten. Er kommt fast nur bei Menschen vor, die das Vitamin nicht aufnehmen oder verwerten können. Das betrifft beispielsweise Personen mit Darmerkrankungen oder denen gar Teile des Darms operativ entfernt werden mussten. Des Weiteren kann auch bei Mukoviszidose oder schwerwiegenden Lebererkrankungen ein Vitamin E-Mangel die Folge sein.

Kann ich meinen Tagesbedarf über die Nahrung decken?

Vitamin E kann nur von Pflanzen hergestellt werden. Es schützt die pflanzeneigenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren vor Oxidation und  ist deshalb i.d.R. besonders viel in fettreichen Pflanzen zu finden. Als fettlösliches Vitamin ist es vor allem in Ölen wie Weizenkeimöl, Rapsöl, Sonnenblumenöl, Maiskeimöl und Sojaöl. Aber auch über Nüsse, Obst, Gemüse und Brot wird das Vitamin aufgenommen. In tierischen Lebensmitteln kommt Vitamin E nur in sehr geringen Mengen vor.

Da Vitamin E speziell die ungesättigten Fettsäuren im Organismus vor Oxidation („ranzig werden“) schützt, hängt der Bedarf eng mit der aufgenommenen Menge an ungesättigten Fettsäuren zusammen. In Lebensmitteln mit einem hohen Gehalt dieser Fettsäuren steckt meistens auch jede Menge Vitamin E. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hält daher eine zusätzliche Einnahme von Vitamin-E-Nahrungs­ergänzungsmitteln für nicht notwendig.

Diese antioxidative Wirkung von Tocopherol wird in der Lebensmittelindustrie in Form von Zusatzstoffen (E 306, E 307, E 308, E 309) genutzt, um beispielweise Speisefette, Dressings und Desserts zu stabilisieren. Ob diese Zusatzstoffe auch eine Vitaminwirkung hat, ist nicht bekannt.

Ein Plasmaspiegel von >30 µmol/l wird zur Vorbeugung von Erkrankungen als optimal angesehen wird. Um diese Werte zu erreichen, empfiehlt die DGE Frauen täglich 11-12 mg Vitamin E (bzw. dem aktiven Vitamin gleichwertige Verbindungen) mit der Nahrung aufzunehmen. Für Männer werden 12-15 mg je nach Alter angegeben. Mit zunehmendem Alter sinkt der Bedarf. Die Nationale Verzehrstudie 2008 ergab jedoch, dass knapp die Hälfte der Erwachsenen die empfohlene Zufuhr nicht erreicht. Deshalb sollte die Vitamin E-Aufnahme in der täglichen Ernährung im Blick behalten werden.

Besonders wichtig ist der Einbau von pflanzlichen Ölen in den Speiseplan. In einem Esslöffel Rapsöl (12 g) stecken beispielsweise fast 3 mg Vitamin E, also etwa 1/5 des Tagesbedarfes. Mit einem Löffel Weizenkeimöl (12 g) nimmt man sogar 20 mg Vitamin E auf, was den Tagesbedarf sogar übersteigt. Allerdings sollten Sie Keimöl und Sonnenblumenöl nur in kleinen Mengen verwenden, denn diese enthalten zwar viel Vitamin E, aber weniger von den wichtigen Omega-3-Fettsäuren.

Verzehren Sie täglich 1-2 Esslöffel pflanzliche Öle,  möglichst wenig erhitzt zum Beispiel zum Schmoren bei niedrigen Temperaturen oder als Salatdressing. Nüsse im Allgemeinen, aber besonders Haselnüsse, Mandeln und Erdnüsse enthalten, ebenfalls größere Mengen  Vitamin E. Genießen Sie ruhig jeden Tag eine Handvoll Nüsse, Kerne oder Samen.

Tipp:
Greifen Sie bei Fetten (max. 60-80 g pro Tag) bevorzugt zu pflanzlichen Ölen wie Rapsöl. Sie enthalten nicht nur reichlich Vitamin E, sondern auch viele wertvolle ungesättigte Fettsäuren. So können Sie einen aktiven Beitrag zum Schutz Ihrer Gefäße leisten.

 

Quellen:


Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Bewertung von Vitaminen und Mineralstoffen in Lebensmitteln (zuletzt abgerufen am 19.11.2024

BfR (2024): Aktualisierte Höchstmengenvorschläge für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln. Stellungnahme Nr. 006/2024 vom 22.02.2024 (zuletzt abgerufen am 19.11.2024)

BfR (2024): Höchstmengenvorschläge für Vitamin E in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln (zuletzt abgerufen am 19.11.2024)

RICHTLINIE 2002/46/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 10. Juni 2002 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Nahrungsergänzungsmittel, Fassung vom 17.07.2024

Schürks M et al. (2010): Effects of vitamin E on stroke subtypes: meta-analysis of randomised controlled trials [Auswirkungen von Vitamin E auf Schlaganfall-Subtypen: Metaanalyse randomisierter kontrollierter Studien]. British Medical Journal 341: c5702

Biesalski H, Bischoff S, Puchstein C: Ernährungsmedizin. Georg Thieme Verlag: Stuttgart/New York, 2010

DGE/ÖGE/SGE. D-A-CH: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Stand: 2020 (zuletzt abgerufen am 19.11.2024)

Max-Rubner-Institut (2008): Nationale Verzehrs Studie II. Ergebnisbericht, Teil 2 (zuletzt abgerufen am 19.11.2024)

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