Als „grün“ gilt Wasserstoff, wenn er CO2-neutral, etwa durch Elektrolyse mit Strom aus Erneuerbaren Energien gewonnen wird. Überschüssiger Strom aus Windkraft- und Solaranlagen wird für die Produktion von Wasserstoff nicht ausreichen. Er entsteht, wenn die Anlagen mehr Strom erzeugen, als abgenommen und verbraucht wird.
Hohe Energieverluste bei Strom aus Wasserstoff
Für Großabnehmer in Industrie und Mobilität ist grüner Wasserstoff ein wichtiger Baustein in der Energiewende. „Problematisch ist der geringe Wirkungsgrad. Bei der Umwandlung des Stroms in Wasserstoff und zurück geht viel Energie verloren. Deshalb ist es sinnvoller und effizienter, Strom aus Erneuerbaren Energien möglichst direkt vor Ort oder mithilfe des voranschreitenden Netzausbaus in anderen Gegenden zu nutzen“, sagt Sascha Beetz, Referent für Energie und Nachhaltigkeit bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Mit dem Projekt Reallabor Westküste 100 soll unter anderem eine 700 Megawatt-Anlage für die Produktion von Wasserstoff entstehen. Ein aktuelles Gutachten zur Wasserstofferzeugung in Schleswig-Holstein zeigt auf, dass die wirtschaftlich günstigste Auslastung mehr als 6000 Volllaststunden pro Jahr erfordert. Dies entspricht einem Energieverbrauch von 4.200 Gigawattstunden (GWh). In ganz Schleswig-Holstein haben Anlagen für Erneuerbare Energien 2019 etwa 3.750 GWh überschüssigen Strom aus Erneuerbaren Energien produziert. „Das zeigt: eine solche Elektrolyseanlage würde in der Endausbaustufe von 700 Megawatt viel mehr als den aktuell vorhandenen Überschussstrom verbrauchen“, erläutert Sascha Beetz. „Sie würde einen großen Anteil des Stroms aus Erneuerbaren Energien nutzen. Im Fall einer Flaute müssten aktuell konventionelle Kraftwerke den nötigen Strom liefern, was den CO2-Ausstoß enorm hochtreiben würde.“
Gebäudesanierung ist entscheidend für die Energiewende
Aus Sicht der Verbraucherzentrale kann Wasserstoff Erdgas als Energieträger für private Haushalte in absehbarer Zeit nicht ablösen. „Die Energiewende ist nur zu schaffen, indem Verbraucher und Industrie Energie effizienter nutzen“, so Beetz. Dazu gehört besonders die Sanierung von Gebäuden. Damit lässt sich der Energieverbrauch entscheidend senken und der Umstieg auf alternative, CO2-neutrale Heizsysteme ermöglichen. Bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale können sich Interessierte über technische und bauliche Möglichkeiten sowie über finanzielle Förderung für die energetische Sanierung informieren.