Drei Partner und ein großes Ziel
Die Idee zum Projekt
Im Rahmen der Nationalen Dekade für Alphabetisierung von 2016-2026 entstand ein Förderschwerpunkt mit „lebensweltlicher Orientierung“. Dafür wurden Projekte gesucht, die Menschen mit geringen Lese- und Schreibfähigkeiten den Alltag erleichtern und versuchen, Benachteiligung auszuräumen.
Menschen, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben, fällt es oft schwer, gute Verbraucherentscheidungen zu treffen. Gilt ein Vertrag schon, wenn ich am Telefon zustimme? Wie kann ich mich gegen Abzocke und Abofallen wehren? Was tue ich, wenn ich eine Rechnung bekomme, ohne etwas bestellt zu haben?
Gute Verbraucherentscheidungen beruhen auf Information und Vergleich. Geringe Literalität, also ein Problem mit dem Lesen und Schreiben, ist dabei ein Hindernis. Hier setzt unser Projekt KonsumAlpha an. Es verbindet Grundbildung sowie das Lesen- und Schreibenlernen mit Verbraucherthemen des Alltags. Dabei setzen wir auf innovative Konzepte, Methoden und neue Lernorte. Unser Projekt läuft über drei Jahre. Dabei kooperieren drei Projektpartner, die ihr Expertenwissen und ihre Netzwerke einbringen.
Die Europa-Universität Flensburg ist für die Projektkoordination, die wissenschaftliche Begleitung und die Auswertung verantwortlich. Prof. Dr. Ulrike Johannsen und Prof. Dr. Birgit Peuker vom Institut für Gesundheits-, Ernährungs- und Sportwissenschaften sind hier mit Unterstützung von zwei wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen beteiligt.
Der Landesverband der Volkshochschulen Schleswig-Holsteins e.V. ist der Verband der rund 160 schleswig-holsteinischen Volkshochschulen, Heimvolkshochschulen und Bildungsstätten. Als Bildungseinrichtungen vor Ort erreichen die Volkshochschulen die Menschen direkt. Die Fachkompetenz in Sachen Lese- und Schreibförderung gründet sich auf fast 40-jährige Erfahrung mit einem fast flächendeckenden Kursangebot. Für das Projekt arbeiten Petra Mundt, Friederike Schmidt und Jochen Dasecke.
Wir, die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein e.V., informieren, beraten und unterstützen in Fragen des privaten Konsums. Unsere Expertise umfasst nahezu alle Verbraucherthemen. Sowohl unser Fachwissen zu Verbraucherthemen als auch unsere Erfahrung aus vielfältigen Verbraucherbildungsprojekten auf Landes- und Bundesebene fließen in das Projekt ein. Verantwortlich für das Projekt KonsumAlpha sind bei uns Katrin Rieger und Daniela Hartmann.
KonsumAlpha zum Hören
Zu Gast beim vhscast – der Podcast zur Digitalisierung in der Erwachsenenbildung, November 2020
Im November durften wir unser Projekt im vhscast der Servicestelle Digitalisierung des Landesverbands der Volkshochschulen in Schleswig-Holstein e.V. vorstellen. Friederike Schmidt aus unserem Projekt erklärt den Zuhörern im Podcast unsere Ziele und Arbeitsweise. Dabei geht es auch um die Frage, was Grundbildung und Digitalisierung miteinander verbindet. Das tägliche Leben wird zunehmend digitaler. Das ist praktisch, für viele Menschen aber auch schwierig – vor allem wenn sie Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben. Wir nutzen die neuen Möglichkeiten der digitalen Welt, um diese Menschen auf ihrem Bildungsweg mit passenden Angeboten zu unterstützen, zum Beispiel mit digitalen Schnitzeljagden oder selbst produzierten Erklärvideos zu Verbraucherthemen. Interessiert? Dann hören Sie gern mal rein in den vhscast!
Lokal digital an der Nordsee
Vortrag bei den Digitalen Knotenpunkten Meldorf, September 2020
Lange haben wir nicht mehr aus unserem Projekt KonsumAlpha berichtet. Trotzdem waren wir in dieser Zeit natürlich aktiv. Neulich haben wir uns zum Beispiel den Digitalen Knotenpunkten Meldorf angesehen. Digitale Knotenpunkte sind Anlaufstellen vor Ort. Hier können Verbraucher die neueste Technik ausprobieren oder sich zu aktuellen digitalen Themen informieren. Bisher gibt es drei solcher Knotenpunkte in Schleswig-Holstein: in Meldorf, Lauenburg und Oldenburg in Holstein.
Aber was haben die Digitalen Knotenpunkte mit unserem KonsumAlpha-Projekt zu tun? Ganz klar: Menschen, denen lesen und schreiben schwer fällt, haben oft auch Probleme im Umgang mit digitalen Medien. Das geht aus der LEO Studie 2018 der Uni Hamburg hervor. Online-Bankgeschäfte oder Vertragsschlüsse im Internet sind für unsere Zielgruppe eine Herausforderung. Gerade in Zeiten von Corona gewinnen digitale Medien zunehmend an Bedeutung. Deshalb ist es wichtiger denn je, sicher mit ihnen umzugehen.
Vor einem bunt gemischten Publikum haben wir in Meldorf einen Vortrag zum Thema Smartphones und Mobilfunkanbieter mit dem Titel „Immer Ärger mit dem Kleingedruckten – Abzocke im Internet und in Apps“ gehalten. Die Teilnehmer waren Menschen, denen lesen und schreiben schwer fällt, aber auch Technik-Interessierte. Im Anschluss an unseren Vortrag griff ein Mitarbeiter der Digitalen Knotenpunkte Meldorf Themen auf, die häufig bei den Beratungsgesprächen vorkommen. Dabei ging es um Speicherkapazität, Datensicherung und Sicherheit im Internet. Unsere Teilnehmer wurden selbst aktiv und probierten das Gelernte an ihren eigenen Geräten oder an unseren Tablets aus und stellten viele Fragen. Dadurch ergaben sich Möglichkeiten, laut in der Gruppe zu lesen. Für lokale Ansprechpartner in der Grundbildung eröffnete sich ein neuer Weg, um auf Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten zuzugehen.
Durch die Corona-Maßnahmen durfte leider nur eine kleine Zahl an Zuhörern teilnehmen, die sich vorher anmelden mussten. Aber die verfügbaren Plätze waren alle schnell belegt und alle Teilnehmer waren sehr zufrieden. Viele kündigten an, auch bei unserem für Herbst geplanten Workshop mitzumachen. Darauf freuen wir uns natürlich schon!
Lernen an der frischen Luft
Digitaler Austausch mit den Mehrgenerationenhäusern – 10. September 2020
Der Austausch mit anderen sozialen Projekten ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit – so erfahren wir, welche Probleme unsere Zielgruppe beschäftigen und welche Themen für sie interessant sind. Letzte Woche haben wir deshalb gemeinsam mit Mitarbeitern von Mehrgenerationenhäusern an einer bundesweiten Telefonkonferenz zum Schwerpunkt „Förderung der Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen“ teilgenommen. Die Mehrgenerationenhäuser sind offene Begegnungsorte für Menschen jeden Alters und mit verschiedenen kulturellen Hintergründen. Die offenen Treffs bieten die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen. Dazu gibt es viele zusätzliche Angebote von Kreativwerkstätten bis hin zu Fortbildungen zum Berufseinstieg.
In der Corona-Pandemie mussten die Mehrgenerationenhäuser umplanen. Sie bieten jetzt vermehrt Angebote unter freiem Himmel an. Das gab uns die Möglichkeit, den Mitarbeitern unsere KonsumAlpha-Bounds vorzustellen und mit ihnen Wege zu entwickeln, wie sie selbst Actionbounds nutzen können.
Dr. Barbara Nienkemper von der Volkshochschule Hamburg stellte uns ein neues Lernangebot an der frischen Luft vor: die Spazierteams. Diese bietet das Hamburger Projekt Elb-Brücken, mit dem wir auch schon im Gespräch waren. Dabei bekommen kleine Gruppen eine Aufgabe, die sie bei einem gemeinsamen Spaziergang lösen können. So eine Aufgabe kann z.B. sein, dass beim Spazierengehen bestimmte Buchstaben in der Umgebung gesucht und abfotografiert werden sollen.
Zum Abschluss der Telefonkonferenz haben wir über weitere Ideen für Lernangebote im Freien diskutiert. Es ist inspirierend, was für vielfältige Lernangebote es zum Lesen und Schreiben gibt. Das motiviert uns, unsere Angebote und Ideen weiterzuentwickeln und auszuprobieren.
Schatzsuche mit dem Tablet
Actionbound – unser neues Tool für interaktive Lernabenteuer, Dezember 2019
Wir haben uns vor die Herausforderung gestellt, neue Lern- und Lehrmethoden zu entwickeln. Mit Lernabenteuern wollen wir künftige Kursteilnehmer motivieren, besser lesen und schreiben zu lernen. Dabei legen wir Wert darauf, digitale Geräte wie Smartphones oder Tablets spielerisch einzusetzen. Wir freuen uns sehr, dass wir mit Actionbound das passende digitale Tool gefunden haben. Es ist erfindungsreich, macht den Lernenden Spaß und vermittelt Inhalte auf spielerische Art.
Actionbound ist eine medienpädagogische App, mit der man digitale Lernrallyes als Spiel entwickeln kann. Der Lernstoff lässt sich damit spannend verpacken, etwa als Detektivgeschichte oder Schnitzeljagd. Diese Spiele nennt man „Bounds“. Sie lassen sich im Unterricht einsetzen. Mehrere Teilnehmer*innen können die Bounds per App auf einem Tablet oder Smartphone spielen.
Um die Funktionen und Einsatzmöglichkeiten von Actionbound voll ausschöpfen zu können, haben wir im Oktober einen dreitägigen Workshop in Berlin besucht. Bei diesem Intensivtraining haben wir alle Funktionen der App und die Strategien „Gamification“ und „Storytelling“ kennengelernt. Bei den Bounds kommt es darauf an, nicht nur das Lernziel, sondern auch das Spielziel zu berücksichtigen. Anders als bei klassischen Unterrichtsmaterialien wie Arbeitsblättern braucht ein guter Bound ein Spielziel (Punkte, Lösungswort, Schatz…), eine Geschichte und einen roten Faden. Die Spieler würden schnell das Interesse verlieren, wenn das Spiel nur aus einer Aneinanderreihung von Fragen bestünde.
Besonders spannend für uns war die Arbeit in Kleingruppen, bei der wir ein Drehbuch geschrieben und einen eigenen Bound entwickelt haben. In einem Spiel ging um einen zerstreuten Professor, der im Schillerkiez (Veranstaltungsort des Workshop) etwas verloren hat. Aufgabe der Spieler war es, Hinweise auf den verlorenen Gegenstand zu sammeln und diesen zu finden. In einen anderen Bound ging es darum, als Schüler Abiturklausuren aus dem Schultresor zu beschaffen und durch die Bewältigung von kniffeligen Aufgaben an den Zahlencode zu gelangen. Am letzten Tag haben alle Teilnehmer des Workshops unseren Bound ausprobiert und bewertet.
Aus dem Workshop konnten wir viel Wissenswertes mitnehmen und haben uns sofort daran gemacht, eigene Bounds zu entwickeln. Die Lerninhalte kommen aus unseren Schwerpunktthemen „Verträge“, „Versicherungen“, „Geld und Bankgeschäfte“, „Smartphone und Mobilfunk“. Besonders wichtig war für uns die Erkenntnis, wie entscheidend es ist, sich mit der Geschichte und dem Spielziel auseinanderzusetzen.
Unseren ersten KonsumAlpha-Bound haben wir mit einer kleinen Gruppe bei unserem Workshop mit Lernenden am 29./30. November ausprobiert. Mitgemacht haben Teilnehmer*innen aus Alphabetisierungskursen verschiedener Volkshochschulen in Schleswig-Holstein. Als Schwerpunkt des Workshops haben wir das Verbraucherthema „Verträge“ festgesetzt. Die Teilnehmer haben in Kleingruppen mit Tablets unseren Bound „Schatzsuche“ gespielt. Die Schatzsuche führte die Spieler kreuz und quer durch die Räume der Tagungsstätte im nordfriesischen Ort Leck. Dabei lösten sie Quizfragen und Aufgaben aus unserer Unterrichtseinheit „Verträge“, die wir in Form von Arbeitsblättern an verschiedenen Stellen ausgelegt hatten. Für jede richtige Antwort erhielten die Spieler Hinweise für das Lösungswort. Mit Hilfe des Lösungswortes konnten die Spieler den verloren geglaubten Schatz unser Protagonisten Kapitän Feddersen und seinem Matrosen Fiete Hein finden.
Die Teilnehmer*innen hatten viel Spaß beim Spielen und fanden den Bound sehr abwechslungsreich. Dabei kam es besonders gut an, dass die Teilnehmer*innen Fragen und Hinweise aus der App als vorgelesenen Text abspielen konnten. Auf diese Weise vermitteln wir auch den Menschen komplexe Themen, die überhaupt nicht lesen oder schreiben können. Unsere bisherigen Erfahrungen mit Actionbound und die Begeisterung der Teilnehmer beim Testlauf bestärken uns darin, diesen Weg weiterzugehen. Wir planen weitere Bounds für unsere Unterrichtsmodule zu verschiedenen Themen.
Brückenschlag nach Hamburg
Fachtag der lebensweltlichen Alpha-Dekade-Projekte Hamburg und Schleswig-Holstein, 19. September 2019
Heute haben wir uns in Hamburg-Altona mit den Mitarbeiter*innen der Projekte Elb Brücken und Neu Start St. Pauli getroffen. Das Ziel: Wir wollen uns als Netzwerk künftig gegenseitig unterstützen und zusammenarbeiten.
Neu Start St. Pauli hat sich zum Ziel gesetzt, im Stadtteil St. Pauli mehr öffentliches Bewusstsein zu schaffen für Erwachsene, die nicht richtig lesen und schreiben können. Die Mitarbeiter nehmen Kontakt zu öffentlichen Einrichtungen und Arbeitgebern auf, um dort auf das Thema aufmerksam zu machen. Zudem veranstalten sie offene Lerntreffs im Stadtteil bei Netzwerkpartnern wie dem Fußballverein FC St. Pauli oder dem Haus der Familie.
Elb Brücken ist bisher in den Stadtteilen Horn und Billstedt aktiv. Die Mitarbeiter bieten zum Beispiel einen mehrstufigen Kochkurs „Lecker Lernen“ an. Die Idee: Man kocht gemeinsam und lernt nebenbei besser Lesen und Schreiben.
Bei unserem Treffen haben wir unsere künftige Zusammenarbeit geplant. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie wir gemeinsam weitere Multiplikator*innen ansprechen können, wie wir neue digitale Lernangebote schaffen und neue Kursteilnehmer gewinnen. Für den Januar haben wir das nächste Treffen verabredet und freuen uns schon sehr auf den Termin.
Marie und Max zeigen, wo die Kostenfallen lauern
Austauschtreffen mit dem Projekt Get In!, 12. September 2019
Heute hat uns Ingrid Majid, Leiterin des Projektes „Get in! Integration geflüchteter Menschen in den Konsumalltag“ in Kiel besucht. Das „Get in!“ Projekt der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen entwickelt Bildungsmaterialien für Geflüchtete und Helfer*innen in der Flüchtlingsarbeit und wird vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW gefördert.
Die Projektleiterin Frau Ingrid Majid hat uns sechs verschiedene Unterrichtseinheiten vorgestellt und uns erklärt, wie das Material entwickelt wurde. Inhalte sind zum Beispiel „Smartphone und Kostenfallen“ oder „Verträge – Rechte und Pflichten“. Die Unterrichtseinheiten sind auf Kernbotschaften aufgebaut, die zwei Protagonisten namens Marie und Max den Kursteilnehmern vermitteln. Marie und Max meistern verschiedene Alltagssituationen zeigen so, worauf es ankommt. Wir haben viele inhaltliche Gemeinsamkeiten mit „Get In!“ entdeckt, Ideen für unsere eigene Materialentwicklung mitgenommen und freuen uns über den guten Austausch, den wir weiterführen werden.
Arbeitsplatz als Chance für Menschen mit Grundbildungsbedarf
Projektvorstellung beim MENTO Mentorencafè, 21. August 2019
Beim Mentorencafé MENTO im Gewerkschaftshaus Kiel haben wir heute unser Projekt vorgestellt und dabei wieder neue Kontakte zu Multiplikator*innen geknüpft. Das Projekt MENTO des DGW Bildungswerks bildet Mentoren aus, die Menschen mit geringer Lese- und Schreibkompetenz an ihrem Arbeitsplatz ansprechen und sie ermutigen, an Fortbildungen teilzunehmen.
Die Mentor*innen sind Mitarbeiter in Unternehmen oder Vertreter von Interessengruppen. Sie treffen sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch beim Mentorencafè. Wir haben an diesem Abend erfahren, dass Kolleg*innen am Arbeitsplatz oft eine entscheidende Rolle spielen, wenn es darum geht, Menschen mit Grundbildungsbedarf zum Lernen zu motivieren. MENTO sucht in Unternehmen nach geeigneten Personen und bildet sie aus. Wie verhalten sich Menschen, die nicht richtig lesen und schreiben können? Was ist Grundbildungsbedarf und wie erkennt man ihn? Auf solche Fragen erhalten angehende Mentor*innen Antworten, bevor sie ins neue Ehrenamt starten. Sie ermutigen im betrieblichen Alltag und unterstützen auf dem Weg zum Lernen. Der Kontakt zu den Betroffenen ist damit besonders niederschwellig.
Offenbar ist die Mentorenarbeit in Unternehmen manchmal schwierig und wird von Führungskräften nicht immer unterstützt. Umso beeindruckender fanden wir, dass die Mentoren sich unermüdlich dafür einsetzen, ihren Kollegen Hilfe zu bieten.
Swetlana Pomjalowa, die im Projekt MENTO den Bereich Schleswig-Holstein verantwortet, hat großes Interesse daran geäußert, weiter über die Entwicklungen unseres Projektes informiert zu werden und im Austausch zu bleiben. Die Mentoren haben sich sehr für unseren Workshop mit Lernenden interessiert, den wir für den November planen.
Das sagen die politischen Entscheider in Schleswig-Holstein
Vorstellung der LEO-2018-Studie im Landeshaus, 28. Juni 2019
Bei der Präsentation der LEO-2018-Studie zu „gering literalisierten Erwachsenen“ im Kieler Landeshaus haben wir die Gelegenheit genutzt, uns mit Gästen und Abgeordneten auszutauschen und KonsumAlpha vorzustellen. Zu der Veranstaltung hatte der Landesverband der Volkshochschulen Bildungsexperten und Abgeordnete des Landtages eingeladen. Frau Prof. Dr. Anke Grotlüschen von der Universität Hamburg stellte dort die Ergebnisse der Leo-2018 Studie vor. Insgesamt ist die Zahl der Erwachsenen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten in Deutschland in den letzten zehn Jahren zurückgegangen. Mit 6,2 Millionen Betroffenen ist die Zahl laut LEO-Studie aber noch immer sehr hoch.
Nach der Präsentation diskutierten Abgeordnete des schleswig-holsteinischen Landtages auf dem Podium. Monika Peters vom Landesverband der Volkshochschulen moderierte die Diskussion mit Anke Grotlüschen, Anita Klahn (FDP), Martin Habersaat (SPD) und Lasse Petersdotter (Bündnis 90/Die Grünen), sowie Karsten Schneider (Direktor des Landesverbandes der Volkshochschulen Schleswig-Holsteins). Dabei ging es um die Ergebnisse der Studie und die notwendigen politischen Reaktionen. Das Fazit des Gesprächs war eindeutig: Die Angebote und Zahlen der Lernenden müssen deutlich erhöht werden. Die meisten Kurse zum Erlernen der Schriftsprache bieten die Volkshochschulen an. Alle Abgeordneten waren sich einig, dass dringender Handlungsbedarf besteht.
Was brennt Verbrauchern unter den Nägeln?
Entwicklungsworkshop mit Beratungsstellenleiterinnen und Schuldnerberatungsstellen, 25. Juni 2019
Die Leiter*innen der Verbraucherberatungsstellen und der VZSH-Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein sind echte Experten, wenn es um die Probleme der Verbraucher*innen geht. In ihrer täglichen Arbeit bekommen sie als erste mit, was Verbrauchern unter den Nägeln brennt und wo sie Unterstützung brauchen. Dieses Expertenwissen wollen wir nutzen und haben uns deshalb mit ihnen zu einem Entwicklungsworkshop getroffen.
Wie man Erwachsene mit geringer Lese- und Schreibkompetenz erkennt, richtig anspricht und informiert, erklärte uns Workshop-Teilnehmer Jochen Daeschke, Projektmitarbeiter und Regionalstellenleiter für Alphabetisierung bei der VHS. Er leitet Alphabetisierungskurse für die VHS Husum. Gemeinsam mit allen Teilnehmer*innen haben wir Ideen gesammelt, die wir in unsere Arbeit einfließen lassen. Die Gespräche und genannten Bespiele aus der Praxis haben uns gezeigt, vor welchen Herausforderungen die Berater im Umgang mit Menschen stehen, die Grundbildungsbedarf haben. Wir haben erfahren, dass das Thema Verbraucherinsolvenz in der Schuldnerberatung hoch komplex und für viele Betroffene schwer verständlich ist.
Die Berater*innen wünschen sich unterstützende, anschauliche und einfach verständliche Schaubilder und Grafiken. So lassen sich die komplexen Themen verständlicher darstellen.
Der Workshop ist sehr konstruktiv verlaufen und wir haben viele neue Ideen für unsere Projektarbeit gewonnen. Auf dieser Basis werden wir neue Materialien für die Beratung entwickeln – genau zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Menschen mit Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben. Als nächsten Arbeitsschritt werden wir in den kommenden Wochen intensiv mit der Schuldnerberatung zusammenarbeiten und ein Schaubild zur Verbraucherinsolvenz gestalten.
Lesen lernen mit Memory und Domino
Entwicklungsworkshop mit Kursleitenden, 25. Mai 2019
In unserem ersten Workshop mit Kursleiter*innen für Alphabetisierung an der Universität in Flensburg haben wir angefangen, neue Lehr- und Lernmaterialien zu entwickeln. Dafür hatten wir die Kursleiter zuvor gefragt, welche Verbraucherthemen für die Zielgruppe besonders interessant sind. Im Workshop haben die Expert*innen geeignete Schwerpunkte und Methoden zum Lernen der Schriftsprache herausgearbeitet. Ein Beispiel ist das Thema „Verträge“.
Das Ergebnis: Die künftigen Kursteilnehmer*innen werden in diesem Themenblock künftig lernen, wie man Verträge abschließt und kündigt. Sie werden erfahren, welche typischen Maschen und Kostenfallen unseriöse Anbieter nutzen und wie sie sich als Verbraucher davor schützen können. Als Unterrichtsmethode werden die Kursleiter zum Beispiel eigens dafür entwickelte Versionen von beliebten Spielen wie Memory oder Domino nutzen. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse aus dem Workshop werden wir nun Prototypen für Unterrichtsmaterialien entwickeln. Dabei legen wir den Schwerpunkt auf folgende Verbraucherthemen:
- Verträge
- Versicherungen
- Smartphone und Mobilfunkanbieter
- Geld und Bankgeschäfte
Nun kann es losgehen! Für diese Themen werden wir Unterrichtsmodule ausarbeiten und mit Hilfe der Kursleiter erproben und weiterentwickeln.
Lesen und Schreiben ist entscheidend für Teilhabe
AlphaDekade-Konferenz, 07./08. Mai 2019
Die Koordinationsstelle der Nationalen Dekade für Alphabetisierung hat uns zur Konferenz „Literalität und Teilhabe“ eingeladen.
Voller Vorfreude und mit unserem druckfrischen Projekt-Flyer im Gepäck machen wir uns zu viert auf den Weg nach Berlin. Schwerpunktthema ist die LEO-Studie 2018. Diese Studie der Universität Hamburg im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung liefert neue Erkenntnisse über die Zahl der Menschen in Deutschland, die nicht richtig lesen und schreiben können. Im Fokus steht die Frage, welche Bedeutung geringe Literalität und Grundbildung für die gesellschaftliche Teilhabe haben. Es wird deutlich, dass Betroffene in vielen Lebenslagen eingeschränkt sind. Sie haben beispielsweise Schwierigkeiten beim Lesen von Arbeitsanweisungen, Probleme mit Behördenformularen oder können mit digitalen Geräten nicht richtig umgehen.
Bei der Konferenz stellen wir unser Projekt an einem Stand vor. Zwischen Vorträgen und Fachforen informieren sich die rund 450 Teilnehmer über die Projekte. Die zweitägige Konferenz hat uns auf neue Ideen gebracht. Die nächsten Wochen werden wir nutzen, um einige der anderen Projekte kennenzulernen und mit Ihnen über Vernetzung und Kooperationen zu sprechen.
Von der Schuldnerberatung bis ins Gefängnis
Wir bauen ein Netzwerk auf, 19. April 2019
Zum Landesverband der Volkshochschulen e.V. gehören die Volkshochschulen mit ihren Alphabetisierungskursen und fünf Regionalstellen in Schleswig-Holstein, welche die Grundbildungsarbeit vor Ort betreuen. Hier können wir auf ein großes Netzwerk an Kursleitern und Multiplikatoren zuzugreifen. Wir haben einen Fragebogen entwickelt, mit dem wir die Wünsche und Anforderungen unser Partner dokumentieren und für unsere Materialentwicklung nutzen können.
Unsere Erstgespräche mit der Koordinierungsstelle Schuldnerberatung und dem Jobcenter Kiel sind sehr positiv verlaufen und wir bleiben weiterhin im Austausch. Hilfreich ist auch der Austausch und die Kooperation mit dem Projekt „Verbraucher stärken im Quartier“ der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Das Projekt richtet sich an Menschen mit Migrationshintergrund und mit geringer Bildung, Geflüchtete, Senioren, Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose und Sozialleistungsempfänger, Jugendliche und junge Erwachsene sowie Menschen mit Beeinträchtigungen. Hier haben wir Einblick in die Arbeit und die verwendeten Materialien bekommen.
Aus unserem guten Kontakt zu Mitarbeiterinnen im Justizministerium des Landes Schleswig-Holstein haben sich Gespräche mit den pädagogischen Leitungen der Justizvollzugsanstalten in Schleswig-Holstein ergeben. Darüber freuen wir uns besonders. Künftig wollen wir uns mit ihnen darüber austauschen, worauf es bei Lehrmaterialien für den Unterricht von Strafgefangenen ankommt. Ein wichtiger Netzwerkpartner sind die Mehrgenerationenhäuser. Ihre Lernorte sind besonders gut in die Kommunen eingebunden.
Mutmacher in rot und blau
Unser Logo ist fertig! 23. Januar 2019
Es ist geschafft und wir sind stolz, unser Logo präsentieren zu können:
Die Bildmarke zeigt – in abstrakter Form – eine Kombination aus dem Symbol „alpha“, Mensch/Figur und einem aufsteigendem Pfeil. Es geht also um Alphabetisierung, um Menschen, um positive Entwicklung, um Konsum. Der Begriff „Alpha“ wird durch eine Fettung hervorgehoben. Als Gegengewicht erhält der Begriff „Konsum“, durch die Farbe Rot seine Kraft. Rot ist eine Signalfarbe und steht hier für „Achtung beim Konsum!“, Dunkelblau ist eine Basisfarbe und steht hier für Grundbildung und Alphabetisierung.
Der Claim „Lesen lernen. Rechte kennen.“ sagt klar, wofür unser Projekt steht. Wir möchten Menschen helfen, sich mit Verbraucherfragen auseinander zu setzen. Dabei wollen wir sie dazu ermutigen, richtig Lesen und Schreiben zu lernen.
Flagge zeigen? Logo!
Erstes Arbeitstreffen und Ideen für ein Logo, 22. Januar 2019
Bei unserem ersten Arbeitstreffen mit allen Projektpartnern legen wir die nächsten Schritte fest, stellen einen Zeitplan auf und bereiten Gespräche mit Netzwerkpartnern vor. Wir planen, unsere Schuldnerberatungsstellen nach ihren Erfahrungen zu fragen. Der Landesverband der Volkshochschulen berichtet über sein Netzwerk an Kursleitern, bei denen wir Wünsche zu neuen Unterrichtsmaterialien abfragen können. Gemeinsam mit der Kieler Werbeagentur Stamp Media entwickeln wir ein Logo, das den Projektpartnern gerecht werden und dabei klar und verständlich bleiben soll.
Alles auf Start
Kick-Off Veranstaltung für die lebensweltlichen Projekte der AlphaDekade, Bonn, 30. November 2018
Das Team des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), das die Koordinierungsstelle AlphaDekade bildet, hat uns und die weiteren Projekte des Förderschwerpunktes „Lebenswelt“ zu einer zweitägigen Kick-off Veranstaltung eingeladen. Bei diesem Treffen lernen wir andere Projekte kennen und tauschen uns mit anderen Akteuren aus. Die Stiftung Lesen stellt ihr Projekt REACH für die Förderung junger Erwachsener mit Leseschwierigkeiten vor. Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung gibt einen Überblick zum Thema offene Bildungsmaterialien. Zudem erfahren wir viel über den aktuellen Forschungsstand der Alphabetisierung- und Grundbildungsarbeit und über Mehrgenerationenhäuser.