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App-Test »Earnest - Nachhaltig leben«: Der digitale Weltverbesserer

Stand:
Unter den deutschsprachigen Nachhaltigkeit-Apps gehört "Earnest" schon länger zu den Platzhirschen. Laut Anbieter befindet sich die App bereits auf mehr als 750.000 Smartphones im Einsatz. Wir fühlen der Software hinter dieser Erfolgsgeschichte auf den digitalen Zahn.
Screenshot des Startbidschirms der App "Earnest"

Lernen, Handeln, Einfluss nehmen. Sowohl die Herstellerbeschreibung der App als auch ihre hochprofessionelle Gestaltung signalisieren, dass viel Geld und Entwicklungsarbeit in Earnest geflossen ist. Und der mehrdeutige Name bringt auf den Punkt, auf welche Zielgruppe es der Anbieter abgesehen hat: Erwachsene Menschen, denen es ein ernsthaftes Anliegen ist, mit mehr Umwelt und Sozialbewusstsein durch den Alltag zu gehen und in jeder denkbaren Lage etwas Gutes zu tun. Das bedeutet zumindest für einen Teil der Nutzer:innen, dass damit ihr Berufsalltag gemeint ist. Denn Earnest ist nicht nur für Privatpersonen, sondern auch in einer sogenannten Business-Version verfügbar - für mehr Klimaschutz und Fairness in Büro und Homeoffice.

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Name: Earnest - Nachhaltig leben
Anbieter: uptodate Ventures GmbH (www.uptodate.de)
Kategorie: Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos für Privatnutzer:innen | kostenpflichtige Business-Version für Unternehmen
Links: Apple App Store | Google Play Store

Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Handeln als Geschäftsmodell

Bevor man sich überhaupt den Funktionen und deren technischer Umsetzung widmet, fällt die Professionalität von Earnest auf: Vielversprechende Botschaften, ansprechende Illustrationen und Fotos, die das Maximum aus einem typischen Smartphone-Display herausholen. Keine Frage, das Unternehmen uptodate aus München meint es ernst mit dem Anspruch, Earnest als "digitalen Begleiter für ein nachhaltiges (Arbeits-)Leben" (Werbetext) zu etablieren. Umso erfreulicher, dass die Rechnung sowohl für den Anbieter als auch Verbraucherinnen und Verbrauchen aufgeht. Oder eben für Berufstätige, denn Earnest kann von Arbeitgebern auch als kostenpflichtige App genutzt werden, um Mitarbeitende zu ressourcenschonenderem Handeln im Büroumfeld zu motivieren. Denn das ist nicht nur klima- und umweltfreundlich und stärkt im besten Falle den Teamgeist, es entlastet die Unternehmenskasse im Optimalfall um mehrere tausend Euro jährlich. Das zumindest verspricht der Anbieter hinter Earnest. Uns soll es jedoch heute nur um den Spaß und Mehrwert für die tatsächlichen Nutzer:innen der App gehen.

 

Screenshots der App Earnest
Eine kleine Animation für jede gute (nachhaltige) Tat. Die erspielten Punkte geben Aufschluss über die persönliche CO2-Bilanz und können für verschiedene Maßnahmen zugunsten Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit eingelöst werden. (Quelle: App-Screenshots)

Keine (bösen) Überraschungen

Wer sich mit mehr als einer Nachhaltigkeits-App mit spielerischem Ansatz auseinandergesetzt hat, dem dürfte der Einstieg in Earnest vertraut erscheinen. Nach dem Login per E-Mail oder mittels Apple-, Google- oder Facebook-Profil motivieren uns sogleich 1.000 Punkte als Dankeschön für unsere Registrierung. Auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen halten in der von uns getesteten Version (2.38.0 für iOS) keine unangenehmen Überraschungen bereit. In Sachen Zugriff auf Bewegungs- und Biodaten stellt Earnest keine Anforderungen, nach einer Freigabe für Pushnachrichten wird nicht einmal gefragt.

Team oder nicht Team – das ist hier die Frage!

Um die Unternehmenszugehörigkeit zu bestimmen wird beim erstmaligen Start der App ein Code abgefragt, nach dessen Eingabe man sich im Team und/oder mit dem Kollegenkreis im nachhaltigem Arbeiten messen kann. In der kostenlosen Standardvariante der App stehen statt Firmen und Teams nur die deutschen Bundeslänger sowie Österreich und Schweiz zur Auswahl. Ein richtiger Wettbewerbsgedanke à la "Wie viel CO2 kann ich für mein Bundesland sparen – und bin ich damit der Beste im Länderteam?" kann sich auf diesem Wege bei den im Folgenden beschriebenen Challenges kaum entwickeln. Dafür ist das eigene Bundesland-Team zu vage definiert und die Mitspieler:innen unbekannt. Es geht also vielmehr darum, sich selbst zu mehr nachhaltigem Handeln herauszufordern.

Bestmögliche Übersicht trotz vieler Funktionen

Herzstück von Earnest sind die scheinbar endlos vielen Challenges, mittels derer man Punkte sammeln und für eine positivere Klimabilanz sorgen kann. Diese betreffen in der frei verfügbaren Variante der App alle Lebensbereiche gleichermaßen: Haushalt, Freizeit, Arbeitsleben und Gesundheit finden Beachtung, aber auch soziales und politisches Engagement. Challenges sind in verschiedene Kategorien wie "Iss besser", "Spare Wasser", "Säubere unsere Meere" oder "Behandle jeden gleich" unterteilt, innerhalb derer man sich bei wiederholter Verwendung der App hochleveln kann. Für die Bewältigung einer Challenge gibt es 50 Punkte, egal, ob es sich um ein ambitioniertes Unterfangen wie den mehrtägigen Umstieg aufs Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel oder den einmaligen Verzicht auf eine Tasse Kaffee oder einen Plastikbeutel für das Gemüse im Supermarkt handelt. Warum auch kleine Klimaschutzmaßnahmen wie diese einen vergleichsweise stark positiven Einfluss auf unsere persönliche CO2-Bilanz haben können, wird unter dem Menüpunkt "Tipps" erklärt. Auch diese sind ansprechend illustriert, informativ und – ganz wichtig! – motivierend. Denn statt oberlehrerhafter, sehr theoretischer Texte wird Wissen möglichst konkret und greifbar vermittelt. Und wer einmal gelesen hat, warum man mit den Wasser für den Anbau eines Kilos Kaffeebohnen eine ganze Badewanne füllen kann, verzichtet vielleicht beim nächsten Mal sogar gerne auf die Extraportion Koffein.

 

Screenshots der App Earnest
Kein Spiel, und dennoch spielend einfach: "Earnest" vermittelt Wissen über attraktive und leicht navigierbare Inhalte. (Quelle: App-Screenshots)

Ist das sprichwörtliche "gute Gefühl" gut genug?

Während andere Mitbewerber Gutscheine oder andere Goodies für einen hohen Punkte-Score bieten, zählt Earnest in seiner kostenlosen Standardvariante auf die Ehrlichkeit und Genügsamkeit seiner Nutzer:innen. Ohne den Wettbewerbsaspekt  – also beispielsweise durch eine firmeninterne Team-Zugehörigkeit – bleibt nur das Bewusstsein, nachhaltig gehandelt und sich dabei noch etwas weitergebildet zu haben. Die erspielten Punkte können dafür eingesetzt werden, einen Baum im Regenwald pflanzen zu lassen, Patenschaften für Ackerfläche in Malawi zu unterstützen, oder für eine Koralle in einer künstlichen Riffanlage, die nach ihrer Aufzucht ins Meer gegeben wird. Ein unmittelbar spürbarer Mehrwert für den eigenen beruflichen oder privaten Alltag fehlt zwar, die thematische Vielfalt und tägliche wechselnden Inhalte der App motivieren aber langfristig.

Fazit 

Mit Earnest – Nachhaltig leben erfindet Anbieter uptodate das Rad im Bereich digitaler Anwendungen für einen nachhaltigen Alltag nicht eben neu. Dass dies gar nicht nötig ist, wird schnell klar, wenn man sich erst einmal durch die ersten Challenges, Quizzes und Wissensinhalte getippt hat. Die intuitive Nutzerführung und professionelle Präsentation verführen dazu, sich immer wieder und gerne auch einmal länger in der App zu verlieren. Der zusätzliche Fokus auf Aspekte wie soziale Gerechtigkeit und politisches Engagement durch Challenges wie Kleiderspenden für Menschen in Armut, Vermeidung genderspezifischer Produkte wie rosa Duschgel für Mädchen, oder dem Folgen von antirassistischen Aktivist:innen ist zudem ein erfreuliches Alleinstellungsmerkmal. Apropos soziale Medien: Eine Funktion, mit der Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Nachhaltigkeitserfolge über die App mitteilen können, wäre für eine zukünftige Version wünschenswert. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, denn Earnest ist auch in seiner jetzigen Form sehr gut. Earnestly!

Handhabung5 Sterne
Spaß5 Sterne
Mehrwert4 Sterne
Motivation5 Sterne
Datensparsamkeit4 Sterne
Gesamtwertung5 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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