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App-Test »Keepoala«: Erst nachdenken, dann zurückschicken

Stand:
Klimafreundliches Onlineshopping klingt zunächst nach der Quadratur des Kreises. Denn Bestellungen im Internet, insbesondere wenn sie auf dem Postweg retourniert werden müssen, sorgen für jede Menge unerwünschte CO2-Emissionen. Doch der "Keepoala" möchte beweisen, dass es auch anders geht.
Illustration eines Koalabären als Logo der App "Keepoala"

Koalabären sind so niedlich, dass man sich wundern muss, warum sie nicht häufiger als App-Maskottchen herhalten müssen. Vielleicht liegt es an ihrem ungewöhnlichen Namen, der sich kaum für Wortspiele eignet. Die kreativ benannte App Keepoala setzt diesem Trend ein Ende. Aber auch technisch kann die kostenlose, wenn auch nicht werbefreie Software überzeugen. Wie groß der Mehrwert der App für den Klimaschutz ist, wenn es doch nur darum geht, zwar bedachter, aber nicht weniger online zu shoppen, darüber ließe sich freilich trefflich streiten. Sinnvoll ist das Überdenken eigener Gewohnheiten beim Einkaufen im Internet allemal. Und wenn dies in Form kreativer Challenges und innerhalb einer motivierten App-Community stattfindet, fällt es umso leichter. 

Off

Name: Keepoala - Fürs Klima shoppen
Anbieter: Keepoala GmbH (app.keepoala.com)
Kategorie: Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Der kontaktfreudige Koala

Bevor wir uns den technischen wie inhaltlichen Qualitäten von Keepoala widmen, muss erwähnt werden, dass hinter dem für Verbraucherinnen und Verbraucher kostenlosem Angebot eindeutig kommerzielle Interessen stehen. Dies ist naheliegend, besteht doch die Kernfunktion der App darin, die Anzahl von Retouren im Online-Versandhandel zu minimieren. Händler im E-Commerce haben hierdurch aufgrund niedrigerer Ausgaben für Rücksendungen einen wirtschaftlichen Vorteil. Und noch dazu ist das Ganze klimafreundlich, da weniger Pakete auf der Straße, den Schienen oder in der Luft unterwegs sind. Gegen diese Verquickung wirtschaftlicher und ökologischer Interessen spricht wenig, sofern dabei alle wichtigen Aspekte des Verbraucherschutzes gewahrt bleiben. Dies ist leider nicht immer selbstverständlich. Erfreulicherweise zeigt sich Keepoala im Rahmen seiner Möglichkeiten so fair und datensparsam wie möglich. Nur hinsichtlich der Einwilligungen zur Kontaktaufnahme mit ihren Nutzer:innen ist die App recht fordernd. Bereits vor der Registrierung bittet die Software um die Zustimmung zum Erhalt von Pushnachrichten. Nach der obligatorischen Erstellung eines Benutzerkontos per E-Mail oder Apple- Google- oder Facebook-Schnittstelle muss entschieden werden, welche Mail-Nachrichten man vom Anbieter erhalten möchte: Bestellungsbezogene E-Mails und Erinnerungen bieten einen nachvollziehbaren Mehrwert, weiterführende Nachrichten zu "Einkaufsaktivitäten (mit Informationen über deine Einkäufe bei Partnern)" und der Keepoala-Newsletter klangen uns dann doch zu werblich, weswegen wir auf diese im Test verzichteten. Gemäß den auf der Homepage wie auch in der App verfügbaren Angaben zu Datenschutz und Geschäftsbedingungen muss allerdings keine werbliche oder anderweitige Kontaktaufnahme seitens Partnerfirmen von Keepoala oder in der App gelisteten Onlineshops befürchtet werden. Der App-Anbieter schließt die Weitergaben von Nutzerdaten an Dritte aus Die Löschung des Accounts kann im Profil beantragt werden und erfolgt laut AGB innerhalb von sieben Tagen.

Eine Lektion in Geduld

Besonders motivierend an Keepoala wirken die Faktoren, dass sich die Punkte auf dem App-Konto nicht von selbst erspielen, und, dass man diese ab einer bestimmten Anzahl gegen Gutscheine und Rabatte bei verschiedenen Onlineshops einlösen kann. Um die Vermeidung einer Retoure zu erfassen, müssen zunächst die zur Bestellung gehörigen Retourenlabel und Rechnung gescannt werden. Wichtig ist dabei, dass der für die App-Registrierung gewählte Nutzername dem entspricht, der auf der Rechnung zu finden ist. Wurde die Bestellung innerhalb der gesetzliche vorgegebenen Widerrufsfrist von 14 Tagen nicht zurückgeschickt, erhält man 300 Punkte. Etwas verwirrend: Schickt man Bestellung innerhalb der zweiwöchigen Frist, meist auf Kosten des Händlers und versehen mit einem negativen CO2-Fußabdruck, zurück, erhält man dennoch 20 der "Keepoalas" getauften Punkte. Dafür muss man allerdings einen kurzen Fragebogen zu den Gründen für die Retoure beantworten. Dieser kleine Punktebonus motiviert zwar zur weiteren Nutzung der App, erschien uns im Test aber etwas inkonsequent. Unabhängig von der Höhe des Punktestands kann selbiger im Bereich "Gutscheine" in Rabatte bei verschiedenen Shoppartnern investiert werden. Dabei handelt es sich in aller Regel nicht um einen Onlinehändler, bei dem man zuvor seine - im besten Falle - nicht-retournierte Bestellung getätigt hat. Die Keepoala-Partnerliste setzt sich (Stand: Mai 2024) überwiegend aus kleinen und mittelständischen Dienstleistern mit einem Schwerpunkt auf Mode- und Lifestyle-Produkten zusammen. Bereits ab fünf Punkten gibt es Rabatte, die meisten Gutscheine sind aber erst für 50 oder mehr Punkte erhältlich. Alternativ können die erspielten "Keepoalas" auch an gemeinnützige Einrichtungen und Nachhaltigkeitsprojekte gespendet werden. So entsprechen 800 Punkte einer Spende von 5€ an eine Hilfsorganisation im Sudan, für Erdbebenopfer in Marokko oder an die Tafel Deutschland

 

Verschiedene Funktionen der App "Keepoala"
Im zeitgemäßen Design und mit intuitiv verständlichen Funktionen hilft der "Keepoala", Retouren zu vermeiden (Abb.1&2). CO2-Sparziele können selbst gewählt werden, die Challenges sind jedoch vorgegeben (Abb.3&4).  (Quelle: Screenshots)

Herausforderungen mal anders

Ambitionierte Punktesammlerinnen und -sammler verlassen sich nicht nur auf ihre eigene Besonnenheit beim Onlineshopping, sondern können unter dem Menüpunkt "Challenges" gemeinsam mit anderen Menschen in der App-Community ihr Punktekonto aufbessern. Die meisten der zum Testzeitpunkt verfügbaren Herausforderungen waren zeitlich befristete Aktionen, bei denen es darum geht, dass alle Teilnehmenden eine vorgegebene Aufgabe erfüllen. In der "Neulings-Challenge" bedeutet dies beispielsweise, dass alle neuen Nutzer:innen bis zum Ende eines vorgegebenen Zeitraums ein Rücksendelabel scannen. In einer anderen Challenge gibt es 500 Punkte dafür, wenn es die teilnehmende Gruppe schafft, über drei Monate hinweg höchstens 10 Prozent aller Bestellungen zu retournieren. Wie viel Spaß diese und ähnliche Herausforderungen machen, hängt sicherlich von der Attraktivität der angebotenen Gutscheine für einzelne Nutzer:innen ab, kann also nicht pauschal beantwortet werden. Wer sich weder aus geldwerten Prämien noch Spenden etwas macht, sollte noch einen Blick auf die persönliche Emissionsbilanz in Keepoala werfen. Diese kann anhand der retournierten und nicht-retournierten Bestellungen getracked und mit dem individuell festgelegten CO2-Ersparnisziel verglichen werden. Wer ungern in metrischen Einheiten mitzählt, kann sich die persönliche Bilanz übrigens auch in Einheiten wie Google-Suchanfragen (je 0,2g CO2) oder Kuhpüpsen (je 0,26g CO2) anzeigen lassen.

Fazit

Konzeptionell und inhaltlich ist Keepoala durchaus ein zweischneidiges Schwert, konnte die App uns doch nicht vollends davon überzeugen, dass sie maßgeblich zum bewussten und Retouren-armen Onlineshopping motivieren kann. Dafür sind die gebotenen Anreize zu gering und die Hintergründe zu den wirtschaftlichen wie ökologischen Schäden überflüssiger Rücksendungen nicht ausreichend gut vermittelt. Und Prämien in Form von Gutscheinen animieren zusätzlich zu Einkäufen, die man ohne den erspielten Rabatt vielleicht nicht getätigt hätte. Technisch, aber auch hinsichtlich Datensicherheit und -sparsamkeit, kann die App jedoch überzeugen. Shopping-Fans dürfen also gerne einen Blick bzw. Download riskieren.

Handhabung5 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert2 Sterne
Motivation4 Sterne
Datensparsamkeit4 Sterne
Gesamtwertung4 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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